Im Kloster Wat Hua Krabue geht man mit der Zeit, statt Wasserbüffeln lässt man sich Limousinen als Anzahlung für den Eintritt ins Jenseits spenden
Oh du fröhliche schön und gut, aber leise rieselt der Schnee? Muss nicht sein, also ab in´s warme, Bangkok zum Beispiel. Dort friert man nicht und sieht trotzdem den obligaten Weihnachtsschmuck in den Malls. Und manch anderes, oft überraschendes. Etwa einen 1951er Adenauer Mercedes, den Vorgänger der S-Klasse, am Steuer ein junger Mönch, hinten ein älterer, beide kahl und orangefarben gewandet. Interessant, sind die nicht zu Armut verpflichtet?
Professionelle Neugier trifft auf sprachliche Barrieren, wer hier Englisch spricht scheint nicht religiös zu sein, in solchen Fällen hilft meist der Concierge eines Luxushotels weiter. Der vom Grand Sukhumvit hat zwar auch keine Ahnung, aber er weiss sich und mir zu helfen. Mit auf einen Zettel gemalten Anweisungen in der lokalen Würmchenschrift bewaffnet verfrachtet er mich in ein Taxi, der Fahrer weiss angeblich was er zu tun hat.
Eine knappe Stunde, eine Reihe von Stadtautobahnen und Nebenstrassen im dichten Verkehr sowie ein paar kleine Verkehrsunfälle später kündet ein am Strassenrand im Schilf stehendes Schild mit Büffelhörnern vom nahen Ziel, offensichtlich auch zur Erleichterung meines Chauffeurs, wir rollen vor einer bunten Pagode aus. Auf den ersten Blick erscheint das Kloster etwas prosaisch, die Stuppa hat ein Wellblechdach, welches auf, mit orangefarbenem Rostschutz gestrichenen Metallstehern ruht.
Doch dahinter geht´s los, ein Sortiment wie aus meiner Matchbox Kiste: E-Klasse Kombis, Range Rover, ein 74er S Mercedes, Wolgas, Rovers, Jeeps, Alfas, sogar ein 170er Mercedes aus den fünfziger Jahren in einer scharfen Hot-Rod Version! Und ein halbes dutzend der raren Adenauers. Die Geräte scheinen fahrtüchtig zu sein, für ein §48 Pickerl müsste man aber wahrscheinlich zumindest Scheibenwischergummis einfädeln und Reifen mit Profil aufziehen.
Der Abt entdeckt mich, zeigt mir die Lehrwerkstätte, Ausbildung zählt zu den Pflichten eines Klosters, ist auch ein guter Grund, alte Luxuslimousinen zu sammeln. Schliesslich werde ich am Opferstock waschelnass gesegnet und mit frommen Segenswünschen entlassen: „Verry many luck for you! Have a safe trip home!“
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