homolka_reist

es muss nicht immer porsche sein (oft tut´s auch ein opel)

Ich gestehe, Wellness ist nicht meins, egal welche Behandlung mir zu Teil wird, ich langweile mich. Ähnlich geht´s mir mit Golf, Gähnen überkommt mich am Green, Werkzeugtaschen durch die Landschaft schleppen sollen andere. Womit ein Grossteil der von der gehobenen Hotelerie angebotenen Aktivitäten für mich flach fallen, tut mir leid.

Das Kempinski Bahia in Estepona hat sich nun meiner und meinesgleichen erbarmt, sicher, das gewohnte Angebot gibt´s auch, klar, rund um Marbella findet man ja in jedem Tal und zwischen all den Appartmentmonstern reichlich Bunker und Löcher, der soeben gründlich renovierte Spabereich des Kempinski spielt sowieso alle Stückerln. Allein: mich spricht´s nicht an.

Das tut dafür der Herr Gedlich, und zwar gründlich! Markus Gedlich hat sich als Tourenwagen und Langstreckenracer einen Namen gemacht, auf der Nordschleife des Nürburgrings fühlt er sich besonders wohl, da kann ihn die Hochschaubahn des Circuito Ascari bei Ronda auch nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, entspannt als würde er die korrekte Zubereitung eines weichen Eis erklären referiert er die richtigen Brems- und Einlenkpunkte während der atemlose Zögling gegen die Fliehkräfte ankämpft. Die netten Leute vom Kempinski haben sich das ausgedacht, genau für so Typen wie mich, die übers Golfen lästern, und die Langeweile im Spa. Ich hab´s nicht anders verdient.

Aber auch hier heisst´s nun ausprobieren, auch wenn das Wetter nun eher an Brands Hatch erinnert als der geographisch korrekten Bezeichnung Costa del Sol die Ehre zu erweisen, auch Gedlichs Claim vom Endlos Summer in Ascari verliert an Überzeugungskraft. Deshalb bin ich auch gar nicht so unglücklich, die fast sechshundert Pferde des Porsche in die Box zu stellen, und auf einen an sich unverfänglichen Kleinwagen umzusteigen. Nur haben sie dem Corsa, in den ich mich als nächstes zwängen darf, auch eine ordentliche Hormonkur verpasst, 240 PS sind etwas weniger als halb so viele wie im GT3, und deutlich leichter ist der niedliche Opel ebenfalls. Dazu bekomme ich nun einen merklich kompakteren Instruktor, zusammengerechnet ergibt das ein ganz beeindruckendes Leistungsgewicht.

Ganz ordentlich beschleunigen wir aus der Boxenstrasse, erste sachdienliche Hinweise vom Beifahrersitz weisen mich auf die vorhin als Passagier nur undeutlich wahrgenommenen Pylonen hin, welche das korrekte Lenken und Bremsen erleichtern sollen. Nicht nur der Vortrieb ist erstaunlich vehement, fast noch beeindruckender bremst der kleine Bolide, und in der Kurve verhelfen die Semislicks zu Fliehkräften, die jenen der „echten“ Autos nicht nachstehen. Sagt Gedlich, und der sollte es wissen.

Der Ascari Kurs ist als „Best of“ aktueller und historischer Rennstrecken angelegt, legendäre Kurven und Teilstücke sind nur durch kurze Geraden verbunden, dazu geht´s ordentlich auf und ab. Kaum eine Fahrtrichtungsänderung ist wirklich auf Sicht zu fahren, oft rast man auf eine Kuppe zu und fragt sich, ob das denn nun jene sei, hinter der es scharf links weitergeht. Nein, doch nicht, der Instruktur erklärt mit ruhiger Stimme „wir bleiben in der Fünften, vom Gas beim Doppelpylonen, zu den Bäumen nach innen ziehen, auf den grünen Pylonen zielen, Gas und nach aussen treiben lassen“.

Die ersten Runden sind geprägt vom Gefühl der Unfähigkeit, und wenn man meint, jetzt hätte man es begriffen, und endlich eine Passage in einer halbwegs flüssigen Linie absolviert, kommt garantiert gleich eine Ecke, wo der gang falsch oder die Linie zu eng ist. Deutlich besser wird´s beim zweiten Outing, da verkrampft man schon weniger, kommt auch nicht derart heftig ins Transpirieren, bald stellt sich Euphorie ein. Und so verdrängt man dann auch unweigerlich die Ansage von links: „nach der nächsten bleiben wir rechts, setzen den Blinker und fahren an die Box.“ Immer das Gleiche, wenn´s beginnt zu funktionieren, so richtig Spass zu machen anfängt heisst´s blinken und rechts ranfahren!

Dieser Beitrag wurde am 2015/03/26 um 15:27 veröffentlicht. Er wurde unter andalusien, DRIVE, spanien, `WIENER´ abgelegt und ist mit , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: