Vlorë, Shqipëria
Haben´s nicht leicht, die Albaner. Ein seltsamer Ruf eilt ihnen voraus, doch, wie mir ein Freund erklärte, die Mafiosi würden alle im Ausland arbeiten, wie man bislang überhaupt nur in der Fremde zu Wohlstand kommen konnte. Und vor der Blutrache bräuchte ich mich schon gar nicht fürchten, um der anheimzufallen müsste ich ja einem Albanischen Clan angehören, sonst wäre das auch früher keine Option gewesen, kein Grund zur Sorge also.
Kann ich nur bestätigen, schon anlässlich einer ersten Erkundung mit dem Motorrad vor über zehn Jahren habe ich mich bereits nach Kurzem wohl und sicher gefühlt, auch wenn sich die Einreise über die Bergpässe im Südosten wie die Ankunft Marco Polos in Tibet anfühlte. Doch dann: erquickend unverdorbene Gastfreundschaft und phantastisch ungepflegte Bergrouten.
Und jetzt das: ein befreundeter Immobilienmakler lud mich zu sich auf eine Halbinsel nahe Tirana ein, ich soll mir sein neuestes Projekt ansehen, seine Frau würde ein ererbtes Grundstück und ihre Freunde im Ministerium einbringen, er seine Kompetenz und Erfahrung. Und bald würde dort ein luxuriöses und doch dezentes kleines Resort auf anspruchsvolle Gäste warten, schier endloser Fernblick übers Meer und Flughafennähe inclusive. Ich war etwas skeptisch, im Süden lauert mit Hellas mächtige Konkurrenz, Kroatien und Montenegro im Norden sollte man auch nicht vergessen.
Egal, nichts wie hin, mit dem Auto Sonntags via Majestrale ist aber keine gute Idee, schon gar nicht mit Familie im Juli. Anderntags war alle Müh vergessen, die Location ist Cool, heuer sollte auch der Privatstrand zugänglich sein. Wir vergnügten uns zwischenzeitlich am Strand von Vlora, erinnert an Rijeka einst. Kurz vor dem Sonnenstich eröffnete mir mein Freund er hätte mir heute Abend einen Termin im Fernsehen organisieren können, quasi beim Armin Wolf von Albanien, ich solle dort meine Eindrücke und Einschätzungen von Albanien als Urlaubsdestintion zum Besten geben. Der andere Gast, der in der Sendung sprach war ein Gewisser Mr. Byden, beinahe hätte er mir die Show gestohlen, aber er war vor mir dran und nur zugeschaltet, soviel ich verstand sprach er aus oder über Gaza. Nach einer kleinen Werbepause blinkte das rote Licht für mich, im linken Ohr hörte ich die Frage des Moderators, rechts die Dolmetscherin, die während ich sprach wiederum Alles ins Skipetarische übersetzte. Ich weiß also beim besten Willen nicht, was ich sagte, kann aber nicht so falsch gewesen sein, nicht nur meine Kids waren begeistert, auch die Gastgeber freuten sich.
Wider Erwarten erkannte mich am nächsten Tag weder am Strand noch in der Taverne auch nur eine Menschenseele, dürften nicht viele gesehen haben, oder sie waren halt an einem gewöhnlichen Dienstag schlicht nicht am Strand sondern hatten Besseres zu tun. Ein paar Tage später jedoch, wir waren in Griechenland angekommen, erreichte mich die reichlich konsternierte Nachricht eines Freundes: „What the f*** are you doing on Albania TV?“ Seine Mutter hatte ihm den Link zur Sendung geschickt, damit er wisse, dass in der Heimat etwas weitergeht in Sachen Tourismusförderung.