Ob. šetalište Franje Josipa, Opatija, Kroatien
8. December 2017, 08.46.
Überraschender Weise wird auf dem historischen Plakat, welches im unterirdischen Verbindungsgang zum Pool des Hotel Miramar zu bewundern ist Abbazia als Winterkurort beworben. Gut, dass Opatija inder „guten alten Zeit“ bei seinem italienischen Namen genannt wurde weiss der historisch interessierte Wiener, die empfohlene Besuchszeit ist aber doch eher ungewöhnlich. Frühsommer am Jadranska More, sicher, aber jetzt?
Muss man allerdings in Relation zur Zeit setzen, Ende des 19. Jahrhunderts reiste man Sommers ins Salzkammergut oder auf den Semmering, Schwitzen und Sonnenbräune galt als unstandesgemäss, eher für´s Gscher als den Herr. Sein Heil am Meer suchte man nur wenn es denn sein musste, sicher nicht in der größten Hitze, selbst nachdem die K.K. Südbahn Actiengesellschaft die österreich-ungarische Riviera näher gebracht hatte änderte erst mal Niemand seine Meinung.
Kann man verstehen, vor Allem wenn man sich vorstellt, wie die Luftqualität in Wien gewesen sein muss, und das Photo nebenan wurde am frühen Morgen nach einer Boranacht aufgenommen. Kurz später konnte man sich schon wieder die eleganten Damen in langen Kleidern und korrekt adjustierte Herren auf der Promenade lustwandeln vorstellen. Zudem bieten die prachtvollen alten Grand Hotels reichlich Salons zwecks kultierter Conversation, was sich heute als schlichteres Hotel gibt waren seinerzeit meist ein Sanatorium, Winterdepression und Lungenleiden häufige Gründe für den Aufenthalt.
Zugegeben, damals wird wohl das eine oder andere süße Dirndl den Altersschnitt der Gäste gedrückt haben, heutzutage schaut´s da anders aus. Nur am Wochenende quillt insbesondere Volosko, das kleine Fischerdorf am Nordende der Promenade, über, die Haute Voleé von Rijeka, Laibach und Triest trifft sich zum Verzehr feinster Meeresfrüchte, der Kai wimmelt nur so vor edlen Kraftfahrzeugen. Der weltgewadte Wiener hingegen wandelt kommod zu Fuss!
Man kann sich nämlich die Anreise auf der Autobahn getrost sparen, die Kur beginnt am Franz Jospehs Bahnhof, im Salonwagen des Majestic Imperator Train de Luxe champagnisierend überquert man unbehelligt die Alpen, zu Mittag rollt man dinierend durch Slowenien, den Digestiv nimmt man bereits mit Blick auf Istrien. Und sitzt abends an der Promenade, geniesst die frische Seeluft, entschlummert schliesslich mit dem süssen Ton der an die bleichen Klippen schlagenden Brandung.
Okay, wenn die Bora will, kann sie schon auch mal ein bisserl aufbrausender werden, doch meist gewinnt dann wieder die Sonne, wärmt Seele und Körper, tapfere Herren vom alten Schlag wagen sich sogar ins Wasser. Offen gestanden auch mir ist der liebste Wintersport jener, zu dem man keine sperrige Ausrüstung benötigt. In diesem Sinne darf sich Opatija von mir aus ohne weiteres als Winter Curort anpreisen, im April fährt auch wieder der Majestic Train hin, aber dann ist ja schon Frühling. Wahrscheinlich auch nicht schlecht!