Dass Schifoan das leiwandste ist, was sich der gemeine Grieche vorstellen kann, wäre wohl masslos übertrieben. Dass der uns Österreichern einst in die Wiege gelegte Sport im Lande der Hellenen unbekannt wäre allerdings ebenfalls. Auch wenn Schneefall in Griechenland stets gut für eine Erwähnung in der ZiB unter Hinweis auf den angeblich ungewöhnlich kalten Winter im Süden ist, so gehört die weisse Pracht dortselbst doch tatsächlich zum Alltag, manch einer frönt dann der Chionidromia, dem Fahren auf Schnee. Natürlich nicht an unserem Lieblingstrand, wobei im Januar 2017 auf Kreta sogar die Talabfahrt vom Psiloritis bis zum Strand von Rethymon möglich war, wie mir Freund Markos begeistert mittels MMS mitgeteilt hat.
Der ist einer der aktivsten Tourengeher Kretas, Mitveranstalter des bedeutendsten Tourenski Events im Mittelmeer, man trifft ihn von November bis gegen Ostern zumeist auf den stets schneebedeckten Gipfeln der Insel, auch für den amerikanischen Schifilmer Constantine Papanicolaou, dessen Film „Frozen Ambrosia“ demnächst auf Servus TV zu sehen ist, hatte er ein paar neue Routen parat. Und wenn so weit südlich die Schisaison schon derart lange dauert kann man wohl annehmen, dass man auch weiter nördlich schöne Spuren ziehen kann, oder? Und wie! Auch wenn mich die nette Dame beim einchecken in Wien auf meine Destination -Athen- und das fragwürdige Gepäck -Schisack- angesprochen und mein Ticket noch mal kontrolliert hat stand ich 3 Stunden später mit meinen Fischer C4 vereinbarungsgemäss vor dem Gate D, Abflugebene, am Flughafen Athen, bei 20 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein. Auch der nette Mitarbeiter von Kosmos Autorent war zur Stelle, „Sie sind sicher der Österreicher, der den Wagen bestellt hat!“ Ja, genau, „hab ich mir gedacht, die Österreicher kommen dauernd zum Schifahren nach Griechenland“ hat er nachgelegt, und auf meine erstaunte Nachfrage sofort ein -ich übersetze sinngemäss- „geht´s noch? Natürlich nicht! Wir machen ja auch nicht Strandurlaub bei euch“ nachgelegt.
Man kann ihm seine Reaktion nicht verübeln, schliesslich fährtman doch mindestens 200 Kilometer von Athen bis zum nächsten Schilift. Wir aber erst mal 330 nach Volos, auch in Chania am Pilion wartet ein Schigebiet, wenn auch nur ein kleines. Trotzdem schaut man uns an der Rezeption des Hotel Jason mitleitvoll an, als wir nach einem Abstellplatz für unsere Schier fragen. Dass nur 20 kurvenreiche Kilometer weiter oben im Gebirge bereits seit 1967 dem weissen Sport gefröhnt wird hat der Nachtportier noch nie gehört. Gut, sind nur vier Lifte, aber wenn, während man mit einem der letzten Einzelsessellifte zur Bergsttion schaukelt, der Blick im 270 Grad Radius über die Ägäis schweift nimmt man kleine Nachteile wie die zwischen den Abfahrten an schönen Tagen stündlich kürzer werdende Piste gerne in Kauf.
Entschädigt für das schwindende Weiss der Pisten wird man von üppig blühenden Obstbäumen am Weg hinunter ans Meer, die Stärkung in der Fischtaverne kann man draussen in der Sonne nehmen, hat auch seinen Reiz. Und während man so über das funkelnde Wasser blickt drängen sich auch schon wieder die nächsten weissen Gipfel ins Bild. Einer davon wäre der Olymp, an den die meisten als erstes denken, wenn´s um Schifahren in Hellas geht. Kann man natürlich auch, ist aber Tourengehern vorbehalten, den einzigen Lift betreibt das Heer – wenn überhaupt. Doch nur keine Autostunde weiter nördlich warten gleich mal drei Schigebiete, die einen Besuch unbeding lohnen. Das erste gleich hinter der Weinstadt Naoussa, wo uns Akis Tambouris vor seinem kleinen Hotel Paleo Poli in Empfang nimmt. Das liebevoll restaurierte Stadthaus strömt alpines Flair aus, nicht zuletzt dank einer Vitrine in der nicht nur Akis´ Pokale funkeln, sondern auch seine Startnummern von den Olympischen Spielen 1972 in Sapporo. Im Gegensatz zu Karls Schranz scheint Akis immerhin in den Ergebnisöisten auf, 24. im Riesentorlauf, „beim Slalom waren´s mir zu viele Stangen“ gibt er zu. Den hat übrigens sein Zimmergenosse gewonnen, mit dem er in Andorra trainiert hat.
Sein Know How hat er als General Manager in das Schigebiet von 3-5 Pigadia einfliessen lassen, ob es nun 3 oder 5 Quellen sind, die der Name verspricht weiss allerdings auch er nicht. „Aber wir haben hier als Einzige im Lande FIS-genehmigte Pisten, deshalb veranstalten wir auch die Staatsmeisterschaften!“ Dementsprechend anspruchsvoll sind dann auch einige Abfahrten, wer mehr Wert auf Landschaftliche Schönheit legt fährt einfach ein paar Minuten weiter nach Seli oder überhaupt zum Kaimaktsalan. Der hat seinen Namen von der türkischen Bezeichnung für Schlagobers, Sie können sich denken warum. Sollte Ihnen der Sinn jedoch eher nach high-life a la Kitzbühel stehen müsste ich Sie wieder nach Süden schicken.
Nach Delfi nämlich, beziehungsweise auf den Parnass, Wohnsitz des Apoll und seiner Musen. Und ganz nebenbei angesagter Wintersportplatz der Athener Society. Im Bergdorf Arachova vergnügt man sich in stylishen Bars, deckt sich in der lokalen Sportboutique mit Schimode ein derer sich man auch in Moritz oder Anton nicht schämen muss, bevor man den Aufstieg nach Kellaria oder Fterolaki wagt. Bei den 15 Aufstiegshilfen und 26 Pisten in drei Tälern ist für jeden etwas dabei, selbst Freifahrer kommen auf ihre Kosten. A propos: auch wenn man mit Tageskartenpreisen von 30 Euro in der Hochsaison den Andrang in Grenzen zu halten ist es ratsam die Wochenenden zu meiden. Dann kommt man mit 20 Euro davon und, mit etwas Glück, in den Genuss eines in useren Breiten undenkbaren Service.
Vor die Entscheidung gestellt, ob wir ins Nebental abfahren sollten, obwohl der von dort herraufführende Lift offensichtlich stillstand kam der Liftwart aus seiner Hütte und sprach uns Mut zu. „Der Lift ist in Betrieb! Was, ihr glaubt mir nicht?“ Kurze Meldung ins Funkgerät, das Seil ruckelt, „okay“, sag ich, schon stoppt es wieder. Bis wir am Ende einer phantastisch ungestörten Abfahrt am Sessel sitzen. „Alles okay?“ Behutsam setzt sich der Lift in Bewegung, wir schweben über die leere Piste hoch, erstklassiges Service! Und danach geht´s wieder runter ans Meer, in 20 Minuten sitzen wir in Itea am Hafen, später werden wir die Fähre hinüber auf den Peloponnes nehmen, dort warten auf Mainalo und Helmos immerhin der südlichste Schilift Europas auf uns!
Info: www.visitgreece.gr
Information zu Schneelage und Liften finden Sie unter www.snowreport.gr
Hier gibt´s interessante Filme und Photos: www.frozenambrosia.com