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Diesmal: Reisen mit Homolka!

Etliche meiner Freunde und Leser lassen mich regelmäßig an ihrem Neid teilhaben, du bist doch ständig auf Urlaub, sagen sie, siehst die schönsten Ecken der Welt. Was einerseits natürlich stimmt, andrerseits ist’s dann halt doch auch Job und Erwerbsarbeit. Weil ich aber nicht geizig bin und geteilte Freude doppelten Genuss verspricht darf ich Sie und Euch nunmehr einladen mit mir auf die Reise zu gehen!

Dr. Kastler hat mir angeboten für sein Reiseparadies eine Studienreise auf die Peloponnes zu führen, ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Nicht, weil er mich dazu gezwungen hätte, aux contraire, meine Liebe zu den Griechen und ihrer Heimat zu teilen, womöglich neue Patienten damit anzustecken, ist mir ein Bedürfnis, da können Sie jeden fragen, der mich kennt. Ich weiss auch das Eine oder Andere über Land, Leute und Geschichte, da aber gegenständliche Reise als veritable Studienreise angeboten wird werde ich mich bis Mai wohl noch ein bisserl schlauer machen müssen. Und Spickzettel vorbereiten, wer kann sich schon die Verwandtschaftsverhältnisse aller Atriden merken, von Stemmvater Tantalus über Agamemnon, Gattin Klythemnestra zur kleinen Ihpigenie und ihrer Kusine Helena, der Schönen, wegen der immerhin mindestens ein Troja zerstört wurde. Was aber wieder eine andere Geschichte und erst recht eine andere Gegend ist.

Unsere Reise beginnt hingegen in Korinth, genauer gesagt auf Akrokorinth, der Burg des, zusammen mit dem nahen Theben, einstigen Rivalen Athens um die ökonomische Vorherrschaft in der Region. Lagetechnisch war man zwischen den Meeren gut aufgestellt, dass der Burgberg hier deutlich höher ist als jener der Athenischen Akropolis schlägt sich Mythos nieder Sisyphos wäre der erste König hier gewesen. Wenigstens hatte er den großen Tempel auf der Burg Aphrodite geweiht, der zugehörige Kult hat sich sicher nicht schlecht auf den Tourismus ausgewirkt. Die lokalen Spiele, die Isthmien, wurden aber kluger Weise Poseidon gewidmet, mit dem Herren der Meere stellt man sich besser gut, alle zwei Jahre traf man sich im heiligen Kiefernhain unten am Isthmus. Natürlich war die Veranstaltung Teil der Panhellenischen Spiele, heutzutage wäre dies der Freibrief für eine lukrative mediale Vermarktung, viel anders wird´s früher auch nicht abgelaufen sein.

Nach der Übernachtung in Nafplio, wo wir für drei Nächte Logis nehmen, steht ein entspannender Tag auf See am Programm, die geruhsamen Inseln Hydra und Spetsai werden wir mit dem Schiff besuchen, der Bus bleibt daheim. Spetsai wäre sowieso zu eng, Hydra ist überhaupt mit einem Taboo für Fahrzeuge belegt, abgesehen von zwei kleinen Kommunallastern sind dort selbst Fahrräder verboten. Weswegen ein Ferienhaus dort wahren Luxus repräsentiert, Baumaterial mit Eseln die steilen Gassen hochzuschaffen treibt die Kosten in die Höhe, dementsprechend exklusiv gestaltet sich das Publikum hier. Auch Spetsai ist nicht gerade ein Hausmeisterstrand, das merkt man spätestens Sonntag Abend, wenn die Hubschrauber gen Athen flattern.

Noch ein Stück abgehobener lebt man auf dem kleinen, vorgelagerten Eiland Spetsopoula, dort achten martialisch auftretende Herren darauf, dass ja niemand ins Reich des Niarchos Clans eindringen möge. Der alte Stavros hat das Jet Set immerhin erfunden, erstmals wirklich in die Schlagzeilen hat es die Insel allerdings aus traurigem Anlass geschafft, als sich nämlich seine 3., und nach einem kurzen Intermezzo mit der Tochter von Henry Ford, 5. Gattin Evgenia Livanos dortselbst das Leben nahm. Wie auch, aber das nur ganz nebenbei, deren Schwester und Nachfolgerin als Mrs. Niarchos Athina Livanos, geschiedene Onassis. Ja, die Ex von dem! Dass sich Sohn Konstantin Niarchos mittel Einnahme einer Menge Kokain, die sogar unserem Falco selig gut und gerne für mehrere Wochen gereicht hätte (1 oz.!) vom irdischen Dasein erholt hat verleiht der Familiengeschichte durchaus mythologische Dimensionen.

Apropos Ödipus: okay, der war zwar Prinz von Theben, ist aber in Korinth aufgewachsen und ergo hat er höchstwahrscheinlich die eine oder andere Party in Nemena gefeiert. Dorthin kommen wir nämlich am dritten Tag der Reise, vielleicht geht sich auch ein Achterl vom roten Agioritiko aus für den diese Weinbauregion berühmt ist. Der Name hat seinen Ursprung im Ortsnamen von Nemea, die hieß nämlich bis vor gar nicht allzulanger Zeit noch Aghios Giorgos, erst Anfang des 20. Jahrhunderts hat man sich nach dem nahen Heiligtum umbenannt. Am Weg dorthin durchqueren wir auch die als Stymphalischen Sümpfe bekannte Landschaft mit dem abflusslosen See. Hätte, der Sage nach, Herakles nicht als eine der ihm auferlegten unlösbaren Aufgaben die dort nistenden Vögel mittels dem bei der Gelegenheit von ihm erfundenen in der Südsteiermark noch immer allerorten anzutreffenden Klapotetz, einer windbetriebenen scheppernden Maschine, erfolgreich vertrieben, würde sie wohl kaum wer kennen. So aber werden wir in dieser faszinierenden Landschafft auch noch die Reste eines unter Hadrian errichteten Aquädukts, welches die herakleische Aufgabe noch effektiver erledigte, sehen, dazu die Ruinen einer fränkischen Klosteranlage und, ganz hat das mit dem Vertreiben gottseidank nicht geklappt, mit ein wenig Glück Schwärme nistender Zugvögel.

Wobei der Höhepunkt dieses Tages natürlich der Besuch Mykenes sein dürfte, das berühmte Löwentor ist immerhin eine der bekanntesten Ikonen Griechenlands, spätestens seit der gute alte Heinrich Schliemann die nunmehr weithin sichtbare Oberstadt auf der Suche nach dem Schatz des Agamemnon ausgebuddelt hat. Ausgesprochen erfolgreich, muss man sagen, auch wenn er einen Teil des Goldschmucks der Klythemnestra seiner Gattin geschenkt haben soll und die goldene Totenmaske boshaften Gerüchten zufolge viiiel zu dünn für einen König ausgeführt sein soll so hat es das funkelnde Blech doch zu großer Bekanntschaft und Ruhm geschafft, völlig zu Recht, wie ich meine. Wobei übrigens ein Besuch dieser, der vorklassischen Hochkultur Griechenlands immerhin ihren Namen gebenden, Stadt schon bei den alten Römern zur Pflichtübung einer Studienreise gehörte, und zwar lange bevor die güldenen Schätze ans Licht gekommen waren. Und man kann sich das durchaus ähnlich vorstellen wie unsere Besuche bei archäologischen Grabungen heutzutage, immerhin war Mykene als die turistes romanes auf den Spuren der Ilias in Scharen auftauchten auch schon ein paar Jahrhunderte lang zerstört und verlassen.

Kurz vor dem endgültigen Niedergang hat man zwar in hellenistischer Zeit noch schnell ein Theater errichtet, von dem ist aber nichts mehr zu sehen, ganz im Gegensatz zu jenem, das wir am nächsten Tag besuchen werden. Da fahren wir nämlich nach Epidavros, wo wir das imposante in den Hang gemauerte Halbrund mit weitem Ausblick auf die Gebirgslandschaft der Argolis entdecken werden, den Inbegriff des griechischen Amphitheaters. Immerhin 14.000 Zuschauer fasst es immer noch, und Zuhörer auch, sollte man vielleicht noch erwähnen, die Akustik fasziniert auch heute, selbst in der letzten Reihe kann man mühelos jeden, nun ja, also jedes noch so leise Seufzen der Protagonisten vernehmen. Was man eigentlich anlässlich einer der zahlreichen ausgezeichneten Aufführungen und Konzerte, die allsommerlich die Ränge füllen, gewissenhaft überprüfen sollte, allein uns fehlt die Zeit dazu. Weil heute wollen wir Achaia, Argolis und Arkadien hinter uns lassen, auf geht´s nach Lakonien!

Ja, genau, auch unser schönes Wort „lakonisch“ kommt von dort! Hauptstadt des historischen Landstrichs Lakonia ist die einst gefürchtete Stadt Sparta, deren Bewohner nicht nur spartanisch lebten sondern in Hellas auch als besonders mundfaul bekannt waren. Und als die sprachverliebt Athener nach einer spartanischen Niederlage im Seekampf deren Meldung an die Heimat „Boote verloren. Mindaros tot. Wissen nicht, was tun“ abfingen bekamen die Spartaner zum Schaden nicht nur den Spot ab sondern die Sprache auch ein neues Adjektiv für brachylogische Ausdrucksform. Die Spartaner waren den Athenern aber nicht nur wegen ihrer Sparsamkeit, nicht nur in der Sprache sondern in ihrer ganzen Lebensart, sondern auch wegen der aus Oligarchie und Monarchie komponierten militärischen Staatsform suspekt. Aber ordentlich Respekt müssen sie gehabt haben, insbesondere vor der Armee, anders ist nicht zu erklären, dass Sparta in hellenischer Zeit stets auf eine Stadtmauer verzichten konnte. Und weil man hier auch sonst nicht viel von Prunk hielt sind die Ausgrabungen nicht wahnsinnig beeindruckend, den genius loci zu atmen aber doch.

Ganz anders schauts diesbezüglich in Mystras aus, einer beindruckenden byzantinischen Ruinenstadt gleich ums Eck. Nicht weiter verwunderlich, reicht deren Geschichte doch nicht viele Jahrtausende zurück, nicht mal eines, sondern nur bis zum vierten Kreuzzug Anfang des 13. Jahrhunderts. Wobei dieser Heilige Krieg, ganz im Gegensatz zu Auftrag und vorherrschender Meinung, sich erst gar nicht mit der Bekämpfung der sogenannten Ungläubigen aufhielt sondern mehr oder weniger direkt auf die Byzantiner in Konstantinopel losging. Hatte wohl etwas mit der Gier der fränkischen Herrscher zu tun, sicher aber auch mit der Geschäftstüchtigkeit der Venezianer, die hier erstmals ihre Flotte in den Dienst der „guten“ Sache stellten. Natürlich kostenpflichtig. Neben Mystras werden wir ein weiteres faszinierendes Zeugnis der byzantinischen sowie der folgenden Epoche der Fränkisch-Römisch-Katholischen Hegemoniephasen besuchen, das auf einem beinahe uneinnehmbaren Felsen thronende Monemvasia. Die Herrschaft über den strategisch eminent interessanten Stützpunkt wechselte im Laufe des zweiten Jahrtausends ständig hin und her, an den Byzantinern bissen sich die Normannen die Zähne aus, die erfolgreichen Franken mussten die fette Beute wieder retournieren, nur um sie kurz später an die Osmanen gehen zu sehen. Das änderten 1690 wieder die Venezianer, nur um den Felsen 1715 nach dem verlorenem Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg erst wieder räumen zu müssen. Schade, von den zu Monemvasias Glanzzeit 20.000 Einwohnern waren bis 1970 bis auf 32 alle verschwunden, erst seit in den 1980er Jahren wohlhabende Athener die Stadt als ideale Wochenendresidenz hatten erholt sie sich wieder. Wie sehr werden wir genau untersuchen können, zwei Übernachtungen werden wir hier in aller Ruhe genießen dürfen.

Nach so viel geradezu modernen Sehenswürdigkeiten wird es Zeit wieder ins Altertum zurückzukehren. Wir tun dies indem wir Messene erkunden, seinerzeit die Stadt in Griechenland, die sich mit der längsten Mauer umgab, ganze 9 Kilometer ist sie lang. Der deutliche Kontrast zum unbefestigten Sparta scheint kein Zufall zu sein, geht Messenes Gründung doch auf den Aufruf des thebanischen Feldherrn Epameinondas zurück, der nach seinem Sieg über Sparta 369 v.u.Z. abtrünige und der spartanischen Herrschaft überdrüssige Messenier auf, eine neue Stadt zu gründen. Der neuen Hauptstadt Messeniens gab er auch gleich den entsprechenden Namen was ihre Stellung immerhin bis in frühbyzantinische Zeit festigte. Noch bedeutender wird Messenien allerdings wenn man auf der Zeitlinie rückwärts schreitet, unser Bus fährt dazu noch weiter Richtung Westen, bis zur Küste nach Pylos. Wobei es sich bei der Stadt am Meer nicht wirklich um die Residenzstadt des Sagenumwobenen Königs Nestor handelt, das ist so eine griechische Spezialität, dass die Städte mit den großen Namen im Lauf der Zeit anscheinend umherziehen, Epidavros gibt’s ja auch drei Mal, eines fand sich sogar in Kroatien, allerdings in der guten alten römischen Zeit.

Das mykenische Pylos des Nestor mit dessen Palst liegt 12 Kilometer landeinwärts bei einem Ort namens Nestoras, immerhin. Aber auch das andere unten an der Bucht kann mit erheblicher historischer Bedeutung punkten, auch wenn es zur Zeit der Peloponnesischen Kriege wahrscheinlich eher Koryphasion hieß. Über den entscheidenden Sieg des athenischen Generals Demosthenes liest man alles Wissenswertes bei Thukydides, Fakt ist dass danach die Spartaner nicht nur wortkarg sondern auch kleinlaut waren und endlich mal einem Friedensvertrag zustimmten. Und damits nicht zu einfach wird kommt jetzt noch ein dritter Name ins Spiel, Navarino nämlich. Da fällt einem sofort „Seeschlacht“ dazu ein, selbst wenn man sonst nicht viel aus dem Geschichtsunterricht behalten hat. Vielleicht weil´s einfach schön klingt, wahrscheinlich aber auch da in selbigem Gemetzel 1827 beinahe die ganze osmanische Flotte samt unzähliger bronzener Kanonen in den Fluten versank und so dem neuen griechischen Staat nichts mehr im Wege stand. Der Rest ist bekannt, Otto von Wittelsbach trat fünf Jahre später in Nafplion seine Stelle als Vasileias Othonas, König von Griechenland an den er dann immerhin 30 Jahre behielt, bis auf seinen Nachfolger Georg von Oldenburg hat es kein griechischer Staatschef so lange durchgehalten. Die Kanonen hat Otto übrigens später bergen und als Wertstoff verkaufen lassen, womöglich um seinen Traum vom Umzug in einen Palast in Athen zu finanzieren. Übrigens bestehen auch die Bavaria Statue und der Obelisk in München „zufällig“ aus den eingeschmolzenen Kanonen.

Schluss mit Kanonen, Königen und Kriegen, zu schön ist der Blick über die Bucht und, wenn man denn auf die alte Burg hinaufsteigt, weit nach Westen über das Ionische Meer, hinterm Horizont haben einst die Hellenen ihre Kolonien errichtet, mutig, mutig, ohne GPS oder Google, nur die Tipps der benebelten Priesterinnen des Orakel von Delphi hatte man als Anhaltspunkt. Wobei: die Schildkröten, die da unten ihre Eier im Sand vergraben schaffen es ja auch, immer wieder hierher zu finden. Ja, genau, zum Abschluss gibt es noch Natur satt, mal sehen ob deren Reiseplanung dann auch wirklich exakt zu unserer passt, auf Schildkröten ist, was Terminvereinbarungen anlangt, wenig Verlass. Sicher ist, dass wir am letzten Tag noch Olympia besuchen, da muss man jetzt nicht besonders darauf eingehen, da hat das IOC schon genug Propaganda gemacht. Wichtig wäre dann nur noch, dass wir rechtzeitig auf der Fähre sind die uns Nachtens vom Ionischen ins adriatische Meer und schließlich nach Ancona schaukeln wird. Dann könnte man noch einen Abstecher nach Ravenna einschieben, gar nicht unpassend, war mal Sitz der Stellvertreter des Oströmischen Kaisers als diese auch das originalrömische Territorium beherrschten. Und wir sind schon wieder bei den Byzantinern, irgendwie kommt man der Geschichte halt doch nie aus. Schön aber auch zu sehen, wie sich genau diese Geschichte vom fernen Osten kommend über die Jahrtausende verbreitet und auch uns ein Bisserl Kultur zukommen hat lassen.

https://www.kastler.at/busreisen/studienreisen/antike/die-peloponnes/?fbclid=IwAR0wlCv8aIZk1neAV3cljxIruQMIQD0y6d2R5tWzEKN9OQ8OFN8UjP13MVs

Dieser Beitrag wurde am 2019/03/01 um 11:05 veröffentlicht. Er wurde unter griechenland, peloponnes, REISEPARADIES KASTLER abgelegt und ist mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

Ein Gedanke zu „Diesmal: Reisen mit Homolka!

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