… kennt jeder, das Zitat, so wie jenes am Titel dieser Ausgabe des WIENER. „Keine Angst“ zu haben hat uns Hansi Lang, empfohlen, fuer ihn selbst hat das nur eingeschraenkt gegolten. Sonst haette er sich ja nicht staendig unter Zuhilfenahme, meist illegaler, Substanzen betaeuben muessen.
Und was ist nun „ganz anders“? Nun, regelmaessige Leser, also eh alle, weil einmal gelesen wird man den WIENER immer wieder zur Hand nehmen muessen, koennte aufgefallen sein, dass meine Reisephotos der letzten zwei Jahre groessten Teils in meinem Exil in Griechenland entstanden sind. Dank Corona ist Reisen etwas aus der Mode gekommen, Pressereisen eine Zeit lang zum Erliegen gekommen, immerhin hat sich das Ozonloch ein Bisserl zusammengezogen. Hoff‘ ich wenigstens, „nix Schlechtes, was nicht hat sein Gutes“, um ein weiteres Zitat unterzubringen.
Letzteres hab ich natuerlich auch in Wien gelernt, eine ideelle Hinterlassenschaft des „guten, alten“ – juedischen – Wiens. Und in genau jenem virtuellen Wien bin ich, meinem Vater sei Dank, aufgewachsen, es zu verlassen habe ich mich stets standhaft geweigert. Lange war ich ueberzeugt, Tante Jolesch sei tatsaechlich eine Verwandte von mir, und Wien tatsaechlich eine Kulturstadt. Ersteres war bald als Irrtum erkannt, am Widerlegen der zweiten Behauptung wird mit erstaunlicher Beharrlichkeit gearbeitet.
Ich bin mal wieder in Wien aufhaeltig, war man lange nicht da sieht man vieles klarer. Zum Beispiel, dass der Fokus der, ansonsten vorbildhaften Steuermaenner der Stadt offensichtlich ganz wo anders liegt, als auf dem Erhalt kultureller Errungenschaften. Fortschrittsfeindlichkeit liegt mir fern, Aesthetik dafuer umso naeher, und was diesbezueglich in der Stadt abgeht ist, gelinde gesagt, nicht gerade erfreulich. Sicher, das Bild hier ist durch Bauarbeiten fuer die dringend noetigen Verkehrsinfrastukturarbeiten noetig, ginge aber auch anders, weiss ich aus Athen, wo sie die klassisch-edle Erscheinung der Stadt moeglichst wenig durch ueberdimensionierte Baustellenzaeune ueber mehrere Jahre zerstoeren. Das machen sie etwas subtiler, auch nicht viel besser, aber immerhin weniger pompoes.
Muss sein, ich weiss, und Alles, was als Alternative zum Individualverkehr taugt ist mir mehr als nur recht. Wirklich arg wird es, wenn ganze Ensembles gruenderzeitlicher Wohnhaeuser durch grausame Investorenregale geschaendet werden, wo dann die Sockelgeschosse auch nur zwei Meter irgendwas hoch sein duerfen. Und daneben zeigt ein Geschaeftslokal aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, wie’s auch gehen wuerde. Oida!!! Links und rechts der Mahue schaut’s aus, als waere die Bausubstanz einem Bombardement zum Opfer gefallen und die Luecken schnell mit der maximal verbaubaren Geschossflaeche gefuellt worden sein. Und damit die den Bezirk regierenden Gruenen Ruhe geben wurde, nur so ein Beispiel, die Zollergasse zur Granit wueste umgestaltet, mit so genannten „Verweilzonen“ und irgendwelchen grotesken, an Gruppengalgen gemahnenden, Stahlkonstruktionen geschmueckt, die der Gasse den Charme eines, immerhin modernen, Gefaengnishofes verleihen.
Oder, fast noch aerger, das so genannte Sonnwendviertel und der neue Bahnhof in dessen Mitte. Muss man im Winter auf einen Zug warten, frieren einem saemtliche exponierten Koerperteile ab, sucht man in der Umgebung Zerstreuung fuehlt man sich in einen dystopischen Science Ficton Film versetzt. Die Menschen wurden weggeraeumt, oeffentliches Leben unsichtbar und jeglicher Aufenthalt konsumpflichtig gemacht. Den Touristen drueckt man Gratisfahrplaene in die Hand, auf dass sie sich dorthin verfuegen moegen, wo sie hingehoeren. Schoenbrunn, Belvedere, Albertina etcetera, sollen die sich doch das mit Mueh‘ und Not geschuetzte Weltkulturerbe zusammensuchen und unsere Wirtschaft sonst in‘ Kraut lassen. Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Menschen gut, nedowahr, Konsum geht vor Kultur, und wenn schon, dann nur mit Ticket.
Sorry, das musste mal raus. Ich habe im Laufe meiner Jahrzehnte langen Reisetaetigkeit so viele Beispiele gesehen, wie man mit, gegen, oder halt trotzt Tourismus und florierender Wirtschaft Staedte lebenswert erhalten kann. Auch fuer die Einwohner. Nur plannen sollte man deren Glueck halt eher nicht, die Wiener machen das schon, auch ohne Hilfe aus der MA Wasweissich. Weil: Wien darf nicht St. Poelten werden. Sorry, lieber Niederoesterreicher, nicht persoenlich gemeint. Aber vielleicht solltet ihr euch mal Klosterneuburg anschauen, dort geht’s grad auch gaaanz schlimm zu.
Die beste Form der Bildung ist nun mal Reisen!
Und Abstand schafft einen unverfälschten Blick.
Schön dass Du wieder einen Abstecher nach Wien machst.
Welcome back!
LikeLike