Ich habe mir erlaubt, ein paar Tage in Athen und auf den Kykladen zu verbringen, währenddessen haben Markus und Peter, die Land Rover Guides und Christos vom Daios Cove die Routen für´s Adventure Greece auf Kreta gescoutet. Und heute haben wir die erste verkostet, sie führte uns in den wilden Osten, nicht nur Kretas übrigens, abgesehen von den abgelegenen Eilanden Kassos und Karpathos findet man südöstlich unseres Etappenortes Kato Zakros nämlich kein Stückchen Land mehr, welches Europa genannt werden darf.
Anfangs kamen wir auf der Ethniki Odos noch recht zügig voran, rasch hatten sich die neu zu uns gestossenen Kollegen an die griechisch-unorthodoxen Verkehrsverhältnisse gewöhnt. Um dem mitfahrenden Kamerateam, so hiess es, zu günstigeren Lichtverhältnissen zu verhelfen wurde die geplante Route kurzer Hand in Gegenrichtung befahren, was in Sachen Koordination von Navigationstechnik und Navigatoren einige spannende Entscheidungen erforderte.
Die erste war einfach, Sitia galt es weiträumig zu umfahren, sicher keine falsche Entscheidung, die kleine Provinzhauptstadt sieht aus der Ferne deutlich besser aus, als von Nah. Auch sitzen wir ja in ernsthaften Geländewagen, für den Montagmorgenverkehr in der Innenstadt gibt es Besseres. Also rauf nach Kato Episkopi, Piskokefali, Maronia, die Bekantschaft mit drei Generationen hilfsbereiter, kultivierter Bäuerinnen in einem Örtchen mit dem originellen Namen Zoy (sprich: Zuu) verdankten wir den oben genannten Modifikationen unseres Programms.
Die nächsten beiden Stunden verbrachten wir in malerischer Abgeschiedenheit im Bergland, endlose Serpentinen führten erst durch Olivenhaine, später über karge Weiden, schliesslich auf karstige Pässe. Von dort oben fiel schlisslich der Blick auf das schier endlose, satte Blau des Libyschen Meeres, getrennt nur von der scharfen Linie des Horizont vom ebenso intensiv gefärbten Himmel. Entlang des Tal der Toten, dessen Name wohl absichtlich schauriger klingt, als die tiefe Schlucht aussieht, fielen wir in den Küstenort Kato Zakro ein. Heute markiert er das Ende Europas, die minoischen Ausgraben erzählen hingegen von einer Zeit, als genau hier erstmals eine Zivilisation unseren Kontinent erreicht haben sollte.
Die Rückfahrt war mit engen, steinigen Bergpfaden fahrerisch ausgesprochen interessant, wer am Steuer sass hatte Spass, die spektakulären Ausblicke blieben den Copiloten vorbehalten. Alle durften dann wieder die üppig grünen Hochebenen geniessen, welche sich oben zwischen den Gebirgszügen breit machen, geziert von kleinen Bauerndörfern, die dank der fruchtbaren Schwemmböden offensichtlich ganz gut von der Landwirtschaft leben, den Tourismus braucht man nicht zum Überleben, heisst Gäste aber natürlich Willkommen, Griechen können ja gar nicht anders.
Die kleinen Umwege und grossen Video- und Photostopps haben den Zeitplan schlisslich doch deutlich über den Haufen geworfen, als wir wieder die Küste erreichen erwartet uns als Belohnung dafür eine eindrucksvolle Abendstimmung, langsam, ja geradezu geduldig färbt sich der Himmel über Aghos Nikolaos, von Magenta über Schwefelgelb bis zu tiefen Violetttönen spielt er das ganze Spektrum für uns ab. Und selbst als wir endlich wieder in Daios Cove einlaufen hat er für uns noch einen schmalen Stahlblauen Streifen am Horizont für uns strahlen lassen.