Aber nicht nur! Die zweite Route führt gleich mal hinter Vathi, der Gemeinde in der das Daios Cove postalisch und verwaltungstechnisch residiert, ins Abgeschiedene. Nur ein, zwei Kilometer von der Küste entfernt geht´s auf Feldwegen durch Felder und Olivenhaine, nur wenige enge Kehren unterbrechen die zügige Fahrweise.
Tatsächlich dermassen zügig, dass wir die Vorhut an einer Abzweigung aus den Augen verlieren, Markus, unser Schlussmann, klaubt uns wieder auf, er kennt die Streckenführung. Was nichts daran ändert, dass wir den Rest der Gang erst wieder zur Mittagspause treffen sollen.
Doch bis dahin geht es erst mal hinauf hinter die schroffen Begrücken, welche die dahinter liegenden Hochebenen von Lasithi wie eine Festung umgeben. Zwei sind es genau genommen, Kampos und Xero Kampos, Xero heisst trocken, Kampos Feld, man kann sich ausrechenen, welcher Teil schon seit der Zeit der Minoer dichter besiedelt war.
Die Venezianer haben die strategische Lage natürlich auch rasch erkannt, gleich mal alle Bewohner abgesiedelt, ihre Behausungen geschliffen, solche Landstriche gehören schliesslich direkter Kontrolle unterstellt. Als Kornkammer für die Versorgung ihrer Söldner im Abwehrkampf gegen die osmanischen Übernahmeversuche wurden schliesslich wieder Landarbeiter in neu angelegten Siedlungen rund um die fruchtbare Ebene angesiedelt. Diese lief im Winter dank Regen und Schneeschmelze gerne voll, versumpfte, also wurden Entwässerungssysteme angelegt, die Venezianer kannten das Problem ja von zuhause.
Auch wenn die Lasithi Ebene zum Pflichtprogramm jedes auch nur halbwegs interessierten Kreta Touristen gehört, haben sich die Siedlungen einen recht urtümlichen Charme behalten, ihre Bewohner lassen Besucher auch noch immer jene archaische, herzliche Gastfreundschaft spüren, wegen der Touristen seit Jahrzehnten so gerne nach Griechenland reisen. Und so findet man sich unvermittelt in der Wohnküche einer süssen Omi wieder, kippt mit ihr einen vormittäglichen Raki und wird anschliessend zu kleinen Dienstleistungen herangezogen. Miachara, gerne doch, so einen schweren Tisch kann die Giagia nun wirklich nicht alleine auf den Vorplatz schleppen. Wir fahren beschwingt weiter und die Omi baut auf dem provisorischen Verkaufspult ihre Schätze auf, Honig, Wein, Raki, und in allem steckt der Geschmack und Geruch dieses herrlichen Landstrichs!