homolka_reist

Zurück in die Zivilisation

Der Freitag steht auf der Land Rover Adventure Greece Tour unter dem Motto „Zurück in die Zivilisation“. Wie weit man sich von dieser entfernt hat hängt dabei auch ein wenig von persönlichen Vorlieben ab, im Idealfall hat man die Nacht unter dem griechischen Sternenhimmel verbracht und die Spuren des vorangegangenen Abends mit einem erfrischenden Kopfsprung in die abgeschiedene Bucht von Vathi verwischt.

Dass die Gastfreundschaft von Nikos, dem reizenden Wirten der winzigen Taverne unter mächtigen Tamarisken zwischen Felsen und Strand, auch noch am nächsten Morgen spürbar bleibt, ist wohl dem bekömmlichen Raki sowie dem fürsorglich zubereiteten Elliniko zu verdanken. Ohne den starken griechischen Café braucht man gar nicht versuchen, seine Utensilien wieder zu finden und zu verstauen. Statt wieder selbst zur Bouzuki zu greifen lässt Niko den Soundtrack aus einem antiken Sony Weltempfänger erschallen, der offensichtlich mittels Wäschekluppe und Kupferlitze den Kontakt zur Aussenwelt hält.

Noch glimmt das Feuer, auf welchem er gestern Abend Unmengen von Paidakia, Kottletts, Steaks und Loukanika-Würstchen gegrillt hat. Dazu gab´s leckere Salate und allerlei Naschereien, die uns das Catering vom Daios Cove Hotel eingepackt hat. Selbst für ein improvisiertes Frühstück ist noch genug vorrätig, frisch gestärkt rollen wir unsere Coco-Mat Matratzen ein und verstauen die gestern Abend noch blütenweissen Daunendecken, „Glamping“ nennt man die luxuriöse Variante des Übernachtens fern der Heimat, hab ich mir sagen lassen.

Bei weitem nicht so stürmisch wie gewohnt starten wir in den Tag auf der Piste, allein schon wegen des abenteuerlichen Weges, der uns vom Strand durch das tief eingeschnittene Tal auf die Anhöhe führt, von der wir wieder weit über das Meer blicken. Wieder haben die Scouts einen lohnenden Umweg gefunden, bevor wir wieder zügig auf einer Piste entlang der Küste Strecke machen können.

Wir dachten erst, Peter hätte wieder mal eine Abzweigung übersehen, als er plötzlich anhielt. Tatsächlich war sie aber genau da, kaum zu erkennen führten zwei Reifenspuren über den Fahrbahnrand in den Abgrund. Ungläubig musterten wir die scheinbar riskante Aufgabe, die man uns hier zu stellen beabsichtigte. Rasch war von Meuterei die Rede, „da fahr ich SICHER nicht runter“ schien sich jeder zu denken und fast jeder sprach es auch aus. Ich hatte mittlerweile aber bedingungsloses Vertrauen in die Urteilsfähigkeit von Markus und Peter und die konstatierten unisono: „das geht sich aus!“

Und tatsächlich sah die Sache hinter dem Lenkrad gar nicht mehr so schlimm aus, man sieht nämlich eigentlich gar nichts, ausser dem Horizont weit hinter der Motorhaube. Dafür verlässt man sich auf die Handzeichen eines Assistenten, der präzise signalisiert, wie man zu lenken und wann zu bremsen hat. Erst schwebt ein Vorderrad in der Luft, dann spürt man, wie dieses sich senkt und der Landie dafür hinten ein Bein hebt. Möglichst behutsam rollt man nun über die Kante, möglichst ohne aus dem Seitenfenster in die Schlucht zu blicken. Und schon ist das Abenteuer bestanden, Genugtuung stellt sich ein.

Noch ein Gustostückerl serviert man uns heute, Peter ist ein indigniert, als Christos die Überraschung vorweg nimmt. In Trypiti, einem winzigen Weiler weit weg von Allem direkt an der Südküste, biegen wir ins Landesinnere ab. Entlang eines trockenen Flusslaufes halten wir auf eine Felswand zu, die weniger als einen Kilometer vom Strand entfernt scheinbar den Weg versperren. Doch weil sich das Wasser in Jahrtausenden seinen Weg durch den Stein ins Meer ertrotzt hat kommen auch wir da durch, nur eben in der Gegenrichtung. Grosses Kino, wieder heisst es, die Rückspiegel schonen, hin und her gerissen zwischen staunender Bewunderung der atemberaubenden Schlucht und ehrfürchtiger Sorge um die Unversehrtheit des Materials schlängeln wir uns durch den Berg.

Bis zum Abend geniessen wir weiter die kretischen Landschaften, Aussichten auf Gipfel, Ebenen und das endlose Blau des Meeres, bevor wir endlich erschöpft und glücklich wieder im Daios Cove einlaufen. Und ich leider meine Koffer packen muss, das Abenteuer geht für mich zu Ende, bald kommt die nächste Gang an, die ich jetzt schon beneide. Geteilte Freud´ ist doppelte Freud´, versuche ich mich zu trösten. Was -fast- funktioniert…

Dieser Beitrag wurde am 2015/05/16 um 05:50 veröffentlicht. Er wurde unter DRIVE, griechenland, kreta, land rover adventure greece abgelegt und ist mit , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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