homolka_reist

glücklich, alt, unabhängig

Ikaria wurde 1912 frei von den Osmanen, wegen bürokratischer Überlastung aber nicht gleich griechisch. Seither sieht man die Welt etwas, nun, freier…

Die Insel der Seligen erreicht man nicht per Flieger, recht so, Namensgeber Ikaros ist hier abgestürzt. Das kleine Schinakel von Samos erinnert ein wenig an ein Flüchtlingsboot. Ein Lieferwagen, Mehlsäcke, Schüler, ein paar Touristen, alternativ gekleidet, Wanderer wahrscheinlich.

Gehen ist gut, gerade auf dieser Insel, Zeit hat man hier genug, in Christos Raches sperren die Geschäfte überhaupt erst nächtens auf.
Das hat sich bis nach Athen herumgesprochen, und dass die Leute hier so alt werden, acht Jahre mehr im Schnitt, Männer sogar noch älter.
Und das wollen sie sich jetzt anschauen, hier nennt man das schon Massentourismus, ein veritabler All-Inclusive-Club wäre nicht mal voll, mit allen Gästen die im Hochsommer nach Ikaria kommen.

Besser so, die stören das Gleichgewicht, fürchtet manch Einheimischer. Und die sollten´s wissen, der Bäcker in Aghios Kyrikos hat seinen Noam Chomsky nicht nur gelesen, sondern auch verstanden, Angelos, der Wanderführer sowieso. Seine Frau hat ihn vor zwanzig Jahren vor einem Leben in der Rechtsanwaltskanzlei bewahrt, oder als Professor für Mittelalterliche Geschichte, beides studiert, kein Vergleich mit dem schlichten Leben auf der Insel seiner Vorfahren.

Das Geheimnis der Langlebigkeit? „Essen was vor der Türe wächst, oder oben am Berg, was die Natur uns schenkt, und viel zu Fuss gehen“, lautet seine plausible Erklärung.
Der auch Nikos zustimmen kann, aber als Winzer sieht er auch einen Grund in der einzigartigen Zusammensetzung von Mineralstoffen. Die machen seinen Wein ganz besonders, die Wurzeln müssen sich durch Granit bohren, das weckt Widerstandskraft. Auskennen tut er sich so gut weil er Pharmazie studiert hat, die Apotheke im Ort unten führt, die hat aber ganz gewöhnliche Öffnungszeiten.

In der Krise steht man übrigens zu Tsipras, obwohl: manchmal sind die Ideen der Regierung zu konservativ, alle drei Bürgermeister der Insel sind Kommunisten, Gottseidank, wie man meint. Keine unglückliche Koalition mit Rechtspopulisten, nein, nicht die in Athen, der Fischer in der einsamen Bucht hat uns gerade auf österreichische Verhältnisse angesprochen, Hinterwäldler gibt´s hier keine!

Wiener_08-15_099_in80_IKARIA.pdf

Dieser Beitrag wurde am 2015/09/23 um 07:55 veröffentlicht. Er wurde unter griechenland, ikaria, inseln, sporaden abgelegt und ist mit , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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