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bienvenue! (nur mut, pt.2)

„Früher war´s einfacher hier“, erklärt mir Hamid. Er meint aber damit nicht jene Zeit, als Touristen sich noch in Scharen nach Tunesien trauten und sogar in seine Oase Tamersa in den Bergen verirrten. Schon auch, aber „als wir noch Schweine hatten, musste man nicht jeden Tag mit der Ziegenherde hinauf auf die kargen Weiden wandern“. Er treibt gerade seine Ziegenherde das trockene Flusstal hinunter, als er mich staunend durch die verfallene Altstadt irren sieht. Bis auf eine akkurat geweissigte Moschee sind beinahe alle Häuser zu Ruinen verfallen, nur zwei, drei von den massiveren Bauten verfügen noch über ein intaktes Dach. Eines davon sei jenes des Marabou, das müsse man unbedingt gesehen haben, drängt Hamid.

Dabei handelt es sich nicht, wie man meinen möchte, um ein Vogel, das „t“ am Ende macht den Marabout zum heiligen Mann und Heiler, wie Hamid erklärt, er habe ihn noch selbst gekannt, war er doch hier im Ort geboren worden. Was erst mal unglaubwürdig klingt, zu jung wirkt er, sein Heimatdorf hingegen sieht aus wie die Kulisse eines Films über das Leben Jesu oder eine archäologische Ausgrabung. Er führt mich zu einem der wenigen intakten Häuser, durch einen niedrigen Türstock treten wir ein, die massiven Deckenbalken ruhen auf weis gekalkten Palmstämmen. Das Grab des Marabout, ein schlichter Steinhaufen, liegt an einem Ende des Raums, gegenüber, hinter einem gemauerten Torbogen, ein kleiner Andachtsraum, sogar die Kuppel hat man aus kleinen Ziegeln wieder aufgeschlichtet. „Komm, jetzt zeige ich dir noch mein Haus“ sagt Hamid mit ehrfürchtig gesenkter Stimme, und deutet mir, ihm durch das steinerne Labyrinth der geheimnisvollen Ortschaft zu folgen.

Vor einer knapp kniehohen Mauer bleibt er schließlich stehen, deutet in eine der vier Ecken der verstümmelten Grundmauern, „genau da wurde ich 1963 geboren!“ 3000 Einwohner hatte das Dorf damals, man arbeitete in der Oase unten, sommers wegen der Hitze abwechselnd, und, ja, hatte Schweine, die von den Essensresten blendend lebten, „heute muss immer irgendjemand mit den Ziegen mitgehen, Zeitverschwendung“. Und dann, 1969 kam der Winterregen, doch diesmal hörte er nicht auf, nach einer Woche waren die ersten Dächer undicht, nach zwei fast alle, und die ungebrannten Lehmziegel saugten sich voll, begannen sich aufzulösen. Da war auch der Fluss schon mächtig angeschwollen, riss ein Drittel des Berges weg, auf dem das Dorf im Tal bis dahin sicher stand. „Innerhalb von drei Wochen war alles weg, was wir unsere Familien in Generationen aufgebaut hatten. Genau so, wie im heiligen Buch die Sintflut beschrieben wird!“

Mittlerweile leben die Menschen in modernen Häusern am gegenüberliegenden Hang, mitten durch den Ort führt die Fernstraße vorbei an der Star Wars Location hinunter zum Salzsee Chott el-Jerid, in die Oasenstädte Touzeur und Douz, und weiter in die Sahara. „Dort müssen sie auch hin, in die Wüste! Diese scheinbar totale, endlose Leere, wie ein Meer ohne Wasser. Fahren Sie doch nach Ksar Ghilane, einem Hafen für Wüstenschiffe, nirgends ist die Sahara so leicht zu entdecken wie in Tunesien!“ Was soll ich sagen, natürlich sind wir hin, sogar mit dem Motorrad! Und wissen Sie was? Recht hat er, der Herr Hamid: das sollte man wirklich erlebt haben!

INFO

OASEN

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Drei auf einen Streich

Neben Tamerza warten auch noch die Oasen von Mides und Chebika mit spektakulären Landschaften auf. Während man in ersterer vom schwindelerregenden Klippenrand in die tiefe Schlucht starren. welche schon Indiana Jones auf der Suche nach dem verlorenen Schatz durchstreifte, und danach den Ort mit seinem imposanten Fort besuchen kann, lädt Chebika zur Wanderung durch den Canyon entlang eines plätschernde Baches ein. Beide verfügen über die nötige Infrastruktur, dass man auch seinen Durst und Appetit nach Souvenirs stillen kann.

Anreise

Der Flughafen von Tozeur-Nafta liegt nur eine knappe Fahrstunde entfernt und ist das ideale Eingangstor, nicht nur für die drei Oasen sondern für alle Reiseziele im Süden Tunesiens. Er wird mehrmals täglich von Tunis aus angeflogen, der einstündige Flug kostet bei TunisairExpress ab 89,- Euro. Weiter kommt man mit Taxi, einem Mietwagen, den man tunlichst vorbestellt -verirren ist hier im Süden schwierig, so viele Straßen gibt´s nicht- oder im Geländewagen mit Fahrer. www.tunisie-voyages.com

Tamerza Palace Hotel

In scharfem aber malerischen Kontrast liegt das Hotel gegenüber des Berberdorfes am Hang des Wadi. Man wohnt entweder Contemporaine Deluxe oder Traditionelle, in den Suiten namens Dar Tamerza wie eine Familie aus 1001 Nacht, ab 120,- Euro. www.tamerza-palace.com

TOZEUR

Les Dunes Electronique

In der für sich schon ausgesprochen exaltierten Kulisse der Star Wars Filme finden sich jeden Februar junge Menschen ein, um einer form der Freizeitgestaltung zu frönen, die man so hier kaum erwarten würde. Ab dem frühen Nachmittag beschallen mehr als ein Dutzend international anerkannte DJs und Acts die surreale Szenerie, in der Dämmerung chillt das Publikum bei einschlägigen Filmvorführungen, nur um danach bis zum frühen Morgen wieder wild zu shaken! www.dunes-electroniques.com

Parc Chak Wak

Auch dieser Themenpark überrascht den Besucher, hier wird zwischen rauschenden Wasserspielen die Geschichte der Evolution erzählt, von lebensgroßen Dynosauriermodellen über Hannibal und seine Feldzüge bis zu einer möglichst lückenlosen Präsentation der Weltreligionen. Darüberhinaus findet man in diesem ehrgeizigen Projekt des ehemaligen Bürgermeisters aber auch anspruchsvolle Gastronomie, das verspricht einen entspannten Tag in der Palmerie für Groß und Klein! www.chakwak.com

Diar Abou Habibi

Möglicherweise sind die Lodges dieses Hotels die ersten Baumhäuser in Tunesien überhaupt, gab ja bis jetzt keinen Grund so hoch hinaus zu wollen. Doch nun, wo die Holzhütten zwischen Palmenstämmen auf müde, anspruchsvolle Reisende warten erkennt man: genau das hat noch gefehlt! Durch ihre abgehobene Lage weit über dem Boden sind die Zimmer geradezu prädestiniert für Menschen, die der Afrikanischen Tierwelt gar nicht so nahe kommen wollten! www.diarhabibi.com

DOUZ

Festival International du Sahara

1910 als Kamel Festival gegründet und 1967 von Tunesiens erstem Präsidenten Habib Bourgiba zum größten Wüstenfestival ausgerufen lockt es immer noch jeden Dezember tausende Tunesier und Nachbarn aus den Maghreb Staaten nach Douz, der alten Karawanenstadt und letzten großen Oase vor der Sahara. Die frönen dann typischen Berbervergnügungen, wie Musik und Tanz, Pferde- und Kamelrennen im Stadion, aber auch der Hasenjagd! www.festivaldouz.org.tn

Kini Tunesien Oasis Tour

Eine der intensivsten Möglichkeiten, die Wüste kennenzulernen, ist sie auf einem Motorrad zu bezwingen. Wer über etwas Fahrpraxis und Kondition verfügt, der ist bei Klaus Kinigadner gut aufgehoben. Auch wenn die Teilnehmer an seinen Kursen durchwegs den Eindruck erwecken wollen, die absoluten Könner zu sein, hat er doch auch schon Anfänger durch die Dünen gelotst. www.kini.at

Campement Yadis Ksar Ghilane

Die Römer haben hier extra ein Fort angelegt, um ihre geliebten Thermalquellen hier ungestört zu genießen, viel luxuriöser wird aber wohl auch der Imperator hier nicht gerastet haben. Eher im Gegenteil, das Campement verfügt nämlich nicht nur über ein gemauertes Restaurant, sondern hat auch seinen eigenen Pool. Geruht wird aber standesgemäß in Beduinenzelten, allerdings mit Fließwasser. www.yadis.com

Er und seine Kameraden haben immer ein freundliches Auge für ihre Gäste übrig!

tunesien_fertig

Dieser Beitrag wurde am 2015/09/22 um 10:41 veröffentlicht. Er wurde unter ONRAIL, tunesien abgelegt und ist mit , , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

2 Gedanken zu „bienvenue! (nur mut, pt.2)

  1. Pingback: nur mut! (pt.1) | homolka_reist

  2. gloryslife sagte am :

    So schön dort, kann ich nur bestätigen! Ein toller Bericht 🙂

    Gefällt 1 Person

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