Santa Klaus lebt ja angeblich in Lapland, es gibt aber auch andere Gründe, im Winterurlaub den Polarkreis zu checken
Dass der Charter von Prima Reisen nach Kittilää ausgebucht ist überrascht, dass der Flughafen im Schneesturm von oben nicht auszumachen schon ist weniger. Man fragt sich halt nur, wieso man nicht einfach in Osterreichs Bergwelt gefahren ist.
Erste Erkenntnis am nächsten Morgen: die flache Landschafft verdeckt die Sonne weniger als die Alpen, und auf den Weltcup erprobten Schiberg von Levi führen von allen Seiten Lifte, warten muss man nirgends. Ausserdem fahren sie bis spät nachts, Flutlicht ist im Norden selbverständlich. Tiefe Temperaturen sowieso, deswegen steht der Porsche 918 vor dem Berghotel auch auf Spikereifen, Autofirmen laden gerne zu Wintertrainings in die Gegend.
Dass es Levi gar nicht gibt, der Ort nämlich eigentlich Sirkka heisst erklärt Ante. Der Same hat seinen autochthonen Vorfahren ein Museum eingerichtet, schickt uns dann zur Ounaskievari Rentierfarm, wo Marcel Hirschers Adoptivren lebt. Angeblich sind die Viecherln hervoragende Zugtiere, ihr offensichtlicher Starrsinn lässt mich wundern, wie all die Geschenke es je rechtzeitig ans Ziel schaffen.
Ich hätte an Santas Stelle Huskies genommen, bei Puliina und Hannu lernen wir vierbeinige Speedfreaks kennen, die Frauchen und Herrchen schon bei internationalen Rennen an die Spitze geschleppt haben. Auch heute kommen sie ins Schwitzen, eher aber wegen meinem Gewicht und des ertaunlichen Tempos, das sie vorlegen, sowie der hohen Temperaturen, Minus 20 wäre besser, sagt Pauliina. Gilt übrigens auch für´s Eishotel im Snow Village, wegen der Stabilität, dem Komfort ist die Kälte nicht wirklich zuträglich.
Man nimmt´s aber gerne in Kauf, dient es doch als Etappenziel der Snowmobil Safari rund um den Levintuuri. Das ist der, na ja, Gebirgszug, welcher dem Ort den Namen leiht, 250 präparierte Kilometer ist die Route um und über die Hügel lang. Wie die Drossel am Gasgriff zu überlisten ist hat man rasch begriffen, dann geht´s hurtig durch die atemberaubende Landschafft, so manch zerstreuter Elch ergreift galoppierend die Flucht. Wir sehen ihn erst vom Hubscharuber wieder, den der Pilot ganz unprätentiös vom Parkplatz startet, die Finnen sind offensichtlich wirklich alle so cool wie Kimi Räikkönen.
Ausser am Abend. Da tanzen sie hingebungsvoll Tango, schmachten in Karaoke Bars finnische Schlager, völlern, geniessen guten Wein oder stärkeres, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Ausser die Tür geht polternd auf und ruft: „Aurora!“ Die heisst mit Nachname Borealis, ist bei uns als Polarlicht bekannt und eine Erscheinung, wgen der man gerne unbekleidet in die kalte Nacht hinaus stürmt. Um sofort in andächtige Stille zu verfallen, unerklärliche Lichtschleier wabbern über den Himmel, ständig verändern sie Form und Farbe. Allein derentwegen zahlt sich die Reise aus, um den Anblick nicht zu versäumen, habn die Finnen sogar eine Vorhersage App entwickelt. Sind nämlich gar nicht so rückständig, diese Lappen.