Bartl Gensbichler lag krank darnieder, ich hätte ihn gerne gefragt, wie ihm die Formula Snow in Saalbach-Hinterglemm gefallen hat. Ihn zu treffen war eigentlich Ziel der Reise, der Präsident des Salzburger Schiverbandes tut sein Bestes, Österreichs Jugend auf die Schi zu bringen, den Schulschikurs wieder zur Selbstverständlichkeit und Schifahren wieder cool und hip zu machen. Das rege Interesse an der, zugegebener Massen etwas lauten, Motorsportveranstaltung dürfte ihn vor Neid noch weiter erblassen haben lassen.
Es lässt sich nicht verleugnen, der klassische Schisport hat Konkurrenz bekommen, zwoa Brettln und a gführiger Schnee reichen nicht Jedem, nicht nur die hippen Youngsters suchen Alternativen, sei es auf einem Brett, abseits der Piste oder gleich ganz woanders. Und Österreichs einstiges Aushängeschild und, gerade auch im Ausland, bestes Argument, den Winterurlaub hier zu verbringen leidet unter Nachwuchssorgen. Ganz im Gegensatz zu Trendsportarten, sogar im Motocross wachsen neue Weltmeister heran, um die kümmern sich einheimische Firmen wie KTM und Red Bull, deren Angebote scheinen verlockender als jene des ÖSV.
Immerhin 20.000 Zuschauer haben sich ins hinterste Glemtal in die Kitzbühler Alpen locken lassen, die Rennen wurden von 20 Teams bestritten, jeweils sechs Teilnehmer teilten sich einen Motorschlitten. Ettliche Firmen nutzten die Veranstaltung als Incentive für Mitarbeiter, offensichtlich besonders verdienstvolle, ein Startgeld von deutlich über 20.000 Euro will schliesslich gerechtfertigt sein. Natürlich auch über eine anzunehmende Werbewirksamkeit, um die zu steigern heuerten manche Unternehmen gleich reihenweise prominente Namen an, vom Formel 1 Piloten bis zu Schiweltcup Legenden war da Alles vorhanden. Sogar Pamela Anderson wurde eingeflogen, als Kanadierin sei sie schon als Kind am Motorschlitten gesessen, womit sie den Neid der einheimischen Speedfreaks erregte.
Denn nur in Nordamerika oder Skandinavien darf man dieses Sportes unvoreingenommen frönen. Nicht umsonst rekrutierten die Rennteams ihre Einheimischen Fahrer unter alpinen Gastronomen, der Besitz einer zu bewirtschaftenden Hütte in hochalpiner Lage ist eine der wenigen von Amts wegen anerkannten Ausreden legal auf den Schlitten zu steigen. Prinzipiell ist dessen Inbetriebnahme nämlich behördlich verboten, insbesonders in Salzburg und Tirol, ausgenommen sind davon lediglich Rettungsorganisationen, Bergbahnen und eben Hüttenwirte. Und auf dem eigenen Grund darf man natürlich fahren, ausser man stört jemanden, das Wild oder den Revierjäger etwa. Der Bartl muss sich also keine Sorgen machen, dass allzu viele jungen Talente ins Lager der Motorschlittensportler wechseln, so viele Grossgrundbesitzersöhne gibt´s ja auch wieder nicht.
Das eine oder andere Schlupfloch haben findige Unternehmer dennoch gefunden, kurz vor Saalbach, dort, wo das Tal noch weit und nicht so dicht besiedelt ist, erwartet die Snowmobil City abenteuerlustige Kundschaft. Auf einem 480 Meter langen Parcours darf man sich auf Grund einer Widmung als Parkplatz nach Herzenslust austoben, dank Flutlicht auch abends, wem das nicht reicht dreht noch eine Runde mit der Pistenraupe. Auch in Kirchberg oder Sölden kann man rasante Runden drehen, dort im Infield einer Trabrennbahn, die Wege der Landesgesetzgebung sind unergründlich.
In vom Schitourismus weniger verwöhnten Bundesländern scheint man grosszügiger zu sein, Niederösterreich etwa überlässt die Genehmigung den Bezirken, so darf man in Lackenhof am Ötscher ganz ohne Tricks einen 180 PS starken Rennschlitten um den Kurs treiben. Für eingefleischte Motorradfahrer noch reizvoller könnte der Snowhawk sein, mit nur einem Schi vorne lässt es sich wie gewohnt in die Kurve legen. Auf der Turrach wiederum hat sich ein Grundbesitzer erbarmt, in seinem weitläufigen Forst kann man sogar längere Touren fahren. Noch weiter südlich geben sich die Italiener wie immer grosszügig, die Dolomiten durchwandert man auch am Motorschlitten auf abwechslungsreisen Routen.
Völlige Narrenfreiheit scheint man in Rumänien zu geniessen, auch in Bulgarien sieht man alles nicht so eng, und sogar in Griechenland findet man Verleihstationen im Schigebiet 3-5 Pigadia nordwestlich von Daloniki. Die grosse Freiheit im endlosen Weiss verspricht dann aber erwartungsgemäss doch der hohe Norden, den Finnen dient das Snowmobil schliesslich als Alltagsgefährt. Dementsprechend ausgedehnt ist das Wegenetz, klar und deutlich ausgeschildert, und mit der Zivilisation verbunden. So kann man tagelang durch Lappland cruisen und wenn das Nordlicht angeht Zuflucht im Eishotel suchen. Man muss ja nicht immer Schifahren.
Snowmobil City Saalbach
Geöffnet je nach Schneelage von Anfang Dezember bis März, Dienstag bis Sonntag von 13 bis 19 Uhr, 10 Minute kosten 20 Euro, die ganze Bahn samt acht Schlitten 350 Euro für eine halbe Stunde.
www.snowmobil-city.at, Zinneggweg 92, 5753 Saalbach; 06541748832
Wake Up
Seit zwanzig Jahren organisiert dieser Veranstalter Erlebnisse auf dem Motorschlitten, vom ganzen Tag auf dem Rundkurs in Lackenhof um 299,- Euro bis zu ausgedehnten Runden durch die Alpen reicht das umfassende Angebot.
info
Sauris Motoslitte
Durch die Dolomiten und Karnischen Alpen führen die Routen dieses Anbieters aus Sauris, einem archaischen Bergdorf in der Nähe von Tolmezzo. Die Guides kennen nicht nur die Wege, auch wo man am Besten einkehrt wissen sie ganz genau.
www.saurismotoslittetour.it, Sauris di Sopra 51, I33020 Sauris; +39 347 8517717
Snowline Motors Bansko
Über das Tundra artige Hochplateau führen Englisch sprechende Guides, man kann jedoch auch auf eigene Faust die Gegend erkunden. Die Preise beginnen bei 130 Lew für die Stunde, etwa 60 Euro.
skidoo.bansko; +359 888 101312
Snowmobile Fun Club Naoussa
Das Schigebiet 3-5 Pigadia bei Naoussa wird vom Zimmergenossen von Francisco GFernandez Ochoa geführt, dem Slalom Olympiasieger 1972, man muss sich also auch Winterurlaubsmässig in Hellas keine Sorgen machen. Abgesehen von Griechenlands einziger FIS genehmigten Rennstrecke und 6 Schiliften kann man auch Snowmobile mieten.
lippas; +30 2232052103
Levi
Idealer Weise nähert man sich dem Polarkreis nicht nur wegen des Motorschlittens, auch Huskies, Ren- oder andere Tiere können einem die phantastische Landschaft erschliessen. Ein komplettes Paket bietet Prima reisen an, www.primareisen.com/finnland. Vor Ort wenden sie sich einfach an Perhesafarit Oy!
www.perhesafarit.fi, Leviraitti 1, 99130 Sirkka; +358 16 643861