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tschesolo reloaded

Jesolo gehört zu den Ikonen der Sommerurlaube vieler Österreicher, besonders den Wienern war es in den neunzehnhundertsiebziger und -achtziger Jahren als Ziel ihres Sommerulaubs am Meer gut und, na ja, nicht so teuer. Mittlerweile zieht es die Mitteleuropäer vermehrt an fernere Gestade, den Billigairlines und All-Inclusive-Angeboten sei Dank. Und so haben sich die Jesolaner daran gemacht, ihrem Lido unter dem Motto „Jesolo 2012“ einen Upgrade zu verpassen, welcher mit städteplanerischer und architektonischer Hilfe neuen Schwung und junge Gäste in den alten Urlaubsort zu bringen.

Man hat sich eine Reihe grosser Namen geleistet, um etwa entlang der gut zehn Kilometer langen Strada Principale parallel zum Strand markante Plätze zu kreiren, die in der schier endlosen Aneinaderreihung von Pizzerien, Souvenirshops und Boutiquen mit Strandkleidung Brennpunkte setzen soll. Ein neues Shopping Center lässt man sich von Zaha Hadid in ihrer auffälligen Handschrifft als sichtbares Signal für den neuen Wind an den Stadtrand zeichnen, auch am Strand setzen markante Projekte aus den Federn renommierter Architekturstars uübersehbare Zeichen. Den Anspruch, als neues Miami am der Adria im Konzert der grossen Urlaubsdestinationen mitspielen zu wollen, unterstreicht ein Projekt von Richard Meier, der seine unverwechselbaren schlichten weissen Skulpturen am noch weniger verbauten Ostende des Lido gesetzt hat. Nun strahlen sie hier zwischen dem Ospedale aus der vorletzten Jahrhundertwende und einem leerstehenden Studentenheim aus dem vergangenen Jahrhundert, versprechen somit viel Platz am Strand unmittelbar davor. Auch und vor Allem für die Gäste des vom Südtiroler Falkensteiner Hotelkonzern betriebenen Fünfsternhaus. Der WIENER hat mit Dr. Otmar Michaeler, CEO der Gruppe, über das Projekt, die Adria und Architektur unterhalten.

Herr Dr. Michaeler, haben Sie eigentlich aktiv genau hier nach einem neuen Standort gesucht, oder ist Ihnen das Projekt von Richard Meier ins Auge gestochen, weil es so gut ins architektonisch anspruchsvolle Portfolio von Falkensteiner passt?

Eigentlich weder noch. Ein mit uns befreundeter Immobilienentwickler,der seit zehn Jahren hier Appartements baut und verkauft, hat das Projekt hier entwickelt. Nun gibt es in Jesolo die Vorschrift, dass beim Bau von Wohnungen, diezum Verkauf bestimmt sind, auch eine bestimmte Anzahl von Hotelbetten entstehen muss. Wir waren also von Anfang an mit an Bord, konnten also schon während der Planung mit unserem Architekten die besonderen Bedürfnisse des Hotelbetriebes berücksichtigen. Sicher ein Vorteil, wenn man sich Häuser der konkurrenz ansieht, wo der Betreiber erst nach der Errichtung eingestiegen ist.

Aber die Adria war schon ihr Ziel?

Ja, natürlich, Italien ist als Heimmarkt für uns von besonderer Bedeutung und ein schöner Platz am Strand immer interessant. Insofern war Jesolo natürlich ein Glücksfall, viele von uns waren ja schon als Kinder hier, erinnern sich gerne zurück, wollen mit ihrer Familie wieder kommen. Dafür benötigt es natürlich eine entsprechende Infrastruktur, welche im Falle der Hotellerie hier bislang das Hauptproblem war. Vor Kurzem hat neben uns auch noch ein weiteres Fünfsternhaus eröffnet, so dass jetzt ein paar Qualitätsbetten internationalen Standards vorhanden sind. Und wir merken, daß das Angebot gut ankommt, wir sind überwältigt vom erfolgreichen Start und extremen Zuspruch, vor Allem von österreichischen Gästen. Wir sind erst vier Wochen offen und haben schon 90 von 120 Zimmern voll, und die meisten Gäste bleiben nicht nur über ein verlängertes Wochenende sonder die ganze Woche.

Und wird das Haus hier auch im Winter geöffnet sein?

Selbstverständlich! Heuer werden wir wohl noch vom Dreikönigstag bis Mitte Februar schliessen, um an Details zu feilen und Mängel zu beheben, aber unsere Idee ist die Destination in der Destination. Ein Wellnesuralub hier im Winter ist ja ein echter Hit, der Pool geheizt, der Strand ideal zum Promenieren, die 15 Kilometer Lido hervorragend zum Radfahren geeignet. Mit dem Boot kann man einen Ausflug nach Venedig machen, die guten Restaurants sind das ganze Jahr geöffnet, schließlich kaufen sich viele ja ihre Appartments hier, um sie auch im Winter zu nutzen. Die neben und hinter dem Hotel sind auch schon grösstenteils verkauft, sicher auch wegen der Architektur von Richard Meier.

Meinen Sie, dass sich der zusätzliche Aufwand, den Falkensteiner in Sachen Architektur leistet, auch rechnet?

Ich denke schon, wenn man heute von Falkensteiner spricht, denkt man an gute Architektur, das ist mir auch ein ganz persönliches Anliegen. Neulich habe ich bei einer kurzen Führung durchs Haus, die ich gemacht habe gesehen, dass eine Dame immer wieder photographiert hatte. Den Prospekt, den ich ihr daraufhin offeriert habe, hat sie aber abgelehnt, sie bräuchte die Bilder nur als Anregung für sich zu Hause. Es gibt also offensichtlich Gäste, denen unser Stil zusagt, sie sich daheim fühlen. Und wir arbeiten daran intensiv weiter, entwickeln beispielsweise ein neues Projekt in unserem Heimatort Bruneck, wo wir uns überlegen, wie es mit der Hotelarchitektur im alpinen Bereich weitergehen soll. Sicher mit unseren bewährten Grundelementen Stein, Holz und Glas, von dem aber schon mal weniger. Im Endefekt muss der Körper eindeutig alpin bleiben, das G´wand, die Deko und das Design also, Contemporary, Mobiliar also, das man auch in New York finden kann.

Bis dahin wird es für Jesolo wohl noch ein wenig dauern, da steht noch einiges aus besseren Zeiten, etwa gleich nebenan. Wie geht man damit um?

Den Nachbarn wollen wir kaufen! Das ist die einfachste Lösung und wir haben da eine klare Vorstellung, wir wollen eine Appartement Anlage errichten, mit vollem Service, wo wir unser Premium Living Konzept ausleben können. Dafür sehen wir hier an der Adria nahe der deutschsprachigen Märkte gute Chancen, während die klassische Familiendestination mittlerweile nach Osten gewandert ist. Dort profitieren wir mit unseren Hotels in Punta Skala bei Zadar vom anhaltenden Nachholbedarf der Osteuropäer in Sachen Wohlstand. Dort zu investieren war sicher eine richtige Entscheidung, Polen und Slowaken zählen zu unseren besten Gästen. Und wir schauen uns den Osten auch intensiv an, legen den Schwerpunkt auf Ferienhotellerie. Am Balkan gibt es einige Wintersportorte mit Entwicklungspotential, Resorts und Kurbäder, da wollen wir uns engagieren. Und in Serbien betreiben wir schon ein Schihotel und haben ein Haus in Belgrad, das ist spannend, dort pulsiert das Leben von früh bis spät. Und wenn es so weiter geht, wird auch Jesolo bald wieder an die alten Zeiten anschliessen. Auf unseren Strand stellen wir edle Holzliegen, schöne Schirme, und eine Lounge Bar, da wird nichts mehr an die neunzehnhundertsiebziger Jahre erinnern.

WIE402_Falkensteiner.pdf

Dieser Beitrag wurde am 2016/01/13 um 16:02 veröffentlicht. Er wurde unter italien, veneto, `WIENER´ abgelegt und ist mit , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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