Es gibt wohl bessere Gründe Malta zu besuchen, als jenen, der Michelangelo Merisi auf die Insel der Kreuzritter geführt hat. Nachdem das künstlerische Enfant Terrible unter dem Namen seines Heimatdorfes Caravaggio sich zum Maler der Päpste und Fürsten hochgepinselt, allerdings auch zur persona non grata geprügelt und geliebt hatte fand er bei der Familie Colonna Unterschlupf. Als er selbst diesen, immerhin altrömischer Uradel mit etlichen Päpsten und Fürsten im Talon, zu heiß wurde verschifften sie ihn von Neapel nach Malta, wo er als gefeierter Superstar begeistert aufgenommen wurde, Tratschblätter gab es damals ja G_ttseidank noch nicht.
Sogar in den Malteser Ritterorden wurde er umgehend aufgenommen, offensichtlich wollte man sich unbedingt seiner Dienste versichern, durchaus verständlich, Gemälde dieser Intensität hatte man vor ihm noch nie gesehen, und der Werbeeffekt seiner neuartigen Bibelbilder war schließlich schon in Rom unverkennbar zu Tage getreten. Man hat sich diese riskante Extravaganz wohl auch einiges kosten lassen, eine kluge Investition kann man sagen, denn Caravaggios im Auftrag der Kreuzritter hierorts entstandenen Werke locken noch immer Kunstsinnige Reisende ins Land.
Die können im Oratorium der äusserlich schmucklosen St. John´s Co-Cathedral in Valetta heute Caravaggios größtes Gemälde, die Enthauptung Johannes des Täufers bewundern, eine Ehre, die einst nur den Ordensrittern zu Teil wurde. Selbst der Künstler durfte die feierliche Enthüllung 1608 nicht mehr miterleben, er befand sich, nach einer neuerlichen Keilerei, wieder mal auf der Flucht, immerhin konnte er es, übrigens als einziges seiner Werke, noch rasch, quasi mit dem Blut des Enthaupteten, signieren. So konnte er auch nicht miterleben, wie sich die neue Stadt innerhalb der hastig aber umso solider errichteten Festungsanlage entwickelte. Erst nach der großen Belagerung durch die osmanische Flotte im Jahre 1565 stellte der Großmeister fest, dass es mit einer Renovierung des alten Fort Elmo und den flankierenden Anlagen auf den Halbinseln in der einladenden, dreifingrigen Hafenbucht nicht getan sein wird. Der Papst stellte aus Dankbarkeit über die treuen Dienste der Malteser bei der Verteidigung des Abendlandes Francesco Laparelli da Cortona, seinen besten Festungsbaumeister ab, die christlichen Herrscher Europas griffen tief in die Tasche, und innert dreier Jahre war die Stadt befestigt.
Allerdings noch nicht wirklich eine Stadt. Denn als die Johanniter aus Rhodos kommend auf Kaiser Karls Geschenk Malta übersiedelten nutzten sie erst mal Mdina als Hauptstadt. Da haben sich schon die Phönizier, Römer und Araber wohlgefühlt, den Ort ummauert und ergo Mdina genannt, auch die Normannen, Anjous und Aragoneser richteten hier ihre Residenz ein, hielten übermächtiger Belagerung statt, seither trägt das Barockschmuckstück den Ehrentitel Cittá Notabile. Und das völlig zu Recht, bemerkenswert und vor Allem auffällig krönt die Kuppel der St. Paul´s Cathedral – ohne Co, weil die ursprüngliche, vor dem Umzug des Bischofs ins gerade fertiggestellte Valetta – den Burgberg in der Inselmitte. Der helle Kalkstein der Stadtmauer rahmt den edlen Ort ein, der Graben trennt ihn von den Feldern rundum. Erstaunlich viele Bauern trotzen dem ariden Klima und ringen dem terrassierten Boden ganzjährig intensiv schmeckende Paradeiser, duftende Zitrusfrüchte und allerlei exotische Früchte ab, die Samstags am Markt vor der Kirche verkauft werden.
Aber natürlich nicht in Mdina, da geht es noch immer recht aristokratisch zu, das gemeine Fußvolk hat mit Rabat seine eigene Stadt. Im Gegensatz zum distinguierten, heute jedoch hauptsächlich touristisch genutzten Mdina gibt sich Rabat alltäglich kleinstädtisch, in den engen Nebengässchen drängen sich knapp geschnittene Wohnhäuser, Türklopfer und Briefkästen erzählen von der Zeit als britische Kronkolonie. Wie auch die ordentliche Beamtensiedlung in der Vjal Santu Wistun, feinsäuberlich stehen viktorianische Reihenvillen hinter schmiedeeisernen Toren am Ende schmaler, nicht ganz englisch gepflegter Vorgärten, alte britische Kraftfahrzeuge gehören auf Malta sowieso zum Straßenbild.
Leider wurden über Nacht die bunten Busse eingezogen, die einst den öffentlichen Verkehr auf Malta besorgten, ganz individuell waren die Karossen auf ausrangierten Lastwagenfahrgestellen gestaltet, schließlich war jeder Fahrer gleichzeitig auch Eigentümer, nur die Farbe war einheitlich, sie gab Auskunft über das Fahrziel. Dass die Aktion unter dem Euphemismus Privatisierung über die Bühne ging und nun ein ausländischer Konzern den Betrieb übertragen bekommen hat sehen die Malteser als schwere Sünde, der verantwortliche Regierungschef ist jedenfalls bereits Geschichte. Wie auch die alte Eisenbahn von Valetta nach Mdina, origineller Weise endete die Linie nach einem Tunnel durch den Burgberg bevor sie vor einem Graben kapitulierte, die Endstation wartet nun malerisch an einer Steinbrücke auf Nachnutzung.
Was man von den römischen Zivilisationsresten knapp darüber in Rabat nicht sagen kann, eine alte Villa beherbergt immerhin ein Museum, wohnen kann man nicht mehr dort. Auch die Höhle in der Legende nach Apostel Petrus monatelang auf die Weiterreise nach Rom gewartet und Untergrundmessen gefeiert hat darf man nur besichtigen, ein bisschen gruselig, immerhin dienten die dazugehörigen Katakomben Jahrhunderte lang in erster Linie als Begräbnisstätten. Wahrscheinlich auch schon den Ureinwohnern, die haben ab der Jungsteinzeit ihren architektonischen Ambitionen in und auf dem problemlos zu bearbeitenden maltesischen Globigeringer und Korallen Kalkstein freien Lauf gelassen. Und als Erste in Europa beeindruckende Tempelanlagen aus zwanzig Tonnen schweren Steinblöcken errichtet, ganze 22 Stück hat das rätselhafte Urvolk vor fast sechstausend Jahren am Archipel hinterlassen, bevor sie zwei Jahrtausende später ihre Tätigkeit wieder einstellten.
Bewundern kann man zwei davon an der Südküste, Hagar Qim und Mnajdra liegen nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt, nach fünf Jahrtausenden nun endlich überdacht. Die riesigen Segel beschützen die Kultstätten vor Wind, Regen und Sonne, wobei sie Rücksicht auf letztere nehmen, offensichtlich spielte der Sonnenstand an bestimmten Tagen eine Rolle beim Entwurf, und der Gang der Gestirne hat sich ja seither nur in Nuancen geändert. Von diesem atemberaubenden Ort steigt die Südküste, die im Gegensatz zur nördlichen kaum zu Häfen prädestinierte Buchten aufweist, gemächlich 10 Kilometer lang bis zu den Dingli Cliffs an. Die sind mit 253 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der Insel, welche man von der Kapelle der St. Maddalena am Triq Panoramika praktisch zur Gänze überblicken kann, sogar den kleinen Bruder Gozo kann man sehen. Und Meer, jede Menge davon, endlos, dort im Süden muss schon Afrika liegen, Europa ist weit weg.
Genau dort, wo die Inseln und das tiefe Azurblau sich treffen, liegt ein weiterer guter Grund, den kurzen Flug nach Malta zu wagen. Ich meine jetzt gar nicht die unzähligen Sprachinstitute, derer sich die Insel zu recht rühmt, noch prominenter ist man in den Best-of Listen der Taucher vertreten. Noch ohne sich nass zu machen erkennt man von hier oben ganz klar warum dem so ist. Die hellen Felsen fallen steil ins klare Meer, da und dort ragen winzige Inseln vor der Küste aus dem Wasser, welches die knapp vierhunderttausend Einwohner kaum zu verunreinigen in der Lage sind. Da und dort liegt noch ein altes Wrack aus dem Weltkrieg, immerhin haben die Briten von ihrem wichtigsten Flottenstützpunkt aus Rommel und seinen Chef geärgert, und wie es an Stellen aussieht, die Blue Hole heißen lässt sich unschwer ausmalen. Die Vorstellung alleine weckt Sehnsucht, man sollte ihr ruhig nachgehen. Caravaggio darf man sich halt nicht als Vorbild nehmen, dann darf man bleiben so lange man will.
INFO
Corinthian Palace Hotel & Spa
Das Corinthian im Villenort Attard neben dem Präsidentenpalast gelegen ist nicht nur hier das erste Haus am Platz sondern Geburtsort des Luxushotel Konzerns. 1962 haben die Pisanis mit begrenzten Mitteln ein Hotel an die ehemalige Residenz des Lord Judge gebaut, die Repräsentationsräume des obersten Richters Seiner Majestät dienen nun als Villa Corinthia als a la Carte Restaurant. Das Hotel selbst besticht eher durch zurückhaltenden Stil in maltesischer Tradition, für die luxuriöse Atmosphäre sorgt die von Gründer Alfred Pisani ausgegebene Devise des „Craftmanship of Care“
http://www.corinthia.com
Mdina Glass
Auf dem Gelände des ehemaligen Royal Air Force Ta´ Qali Airfields wurden nach dessen Schliessung eine Reihe von interessanten Handwerksbetrieben angesiedelt. Von der Mauer von Medina fällt der Blick erst mal auf die in Reih und Glied neu gepflanzten Weinstöcke des Meridiana Vineyard, am anderen Ende der gerade noch erkennbaren Landebahn versteckt sich die Produktionshalle von Mdina Glass. 1968 hat Joseph Said dort Glas zu blasen begonnen, seit 1986 führt er die Geschäfte, mittlerweile mit der Unterstützung seiner fünf Nachkommen. Dem Entstehungsprozess der bunten Glasfiguren und Objekte kann man auch beiwohnen, gleich hinter dem Verkaufsraum lodern die Flammen.
http://www.mdinaglass.com.mt, http://www.meridiana.com.mt
Malta Language Schools
Was für Österreich der Schisport ist den Maltesern der Sprachunterricht: einer der wichtigsten Tourismus Magnete! Internationale Vergleiche listen Malta beim Englisch Unterricht gleichauf mit England, was Business English anlangt stellt man sogar die Muttersprachler in den Schatten. Was natürlich nicht nur an der ständig scheinenden Sonne liegen kann, die das Studieren sicher auch angenehmer macht. Vielleicht liegt es daran, dass Englisch als zweite Muttersprache gilt und die erste so kompliziert klingt, das das Sprachzentrum ständig unter Strom steht, Faktum ist, dass Sprachunterricht seit Jahrzehnten von der Regierung als wichtige Industrie gefördert und das Lehrpersonal bestens ausgebildet wird.
http://www.feltom.com, http://www.visitmalta.com/de/language-schools
PDSA Malta, Gozo and Comino
Die zweite Aktivität, der man im maltesischen Archipel frönen kann wie sonst kaum wo, ist das Tauchen. Auf kleinstem Raum findet man eine atemberaubende Vielfalt von Tauchplätzen, angefangen bei anfängertauglichen Shoredives vom flachen Sandstrand über risikoarme Höhlentauchgänge an der Steilküste bis zum 115 Meter tief liegenden Wrack für erfahrene Taucher welche ihre Grenzen kennenlernen wollen. Alles natürlich unter Anleitung und Aufsicht durch die Professional Diving School Association, in der die sich die Tauchschulen der Insel gegenseitig streng überwachen. Von denen gibt es alleine auf Malta 22, dazu 13 auf Gozo und selbst das winzige Comino hat eine eigene!
http://www.pdsa.org.mt