Koropi, Attika
10. December 2016, 15.47.
Er kann´s nicht lassen! Schon wieder hat der monetäre Zuchtmeister Europas den Griechen die Rute ins Fenster gestellt. Sparen sollen sie, nicht über ihre Verhältnisse leben, ganz so, wie es sich für einen Puritaner und studierten Wirtschaftsprüfer halt ziemt. Dabei hat der Finanzjongleur auf Radeln wissentlich verschwiegen, dass Griechenland das ihm aufgetragene Soll 2016 übererfüllt hat. Statt der befohlenen 1,98 Milliarden Überschuss hat man der darbenden Volkswirtschaft nämlich 4,34 Milliarden Euro abgeluchst, definitiv kein Grund also, gleich wieder einen auf Domina zu machen.
Glücklicher Weise hat Hellas Ende des Jahres noch genügend Mittel beiseite gehabt, um mich zwecks ausgewogener Berichterstattung einzuladen. Das darf allerdings, gemäß EU Richtlinien, nicht mehr das Tourismusministerium machen, dafür wurde extra eine neue privates Institution geschaffen, Discovergreece heißt das nun, finanziert von Hoteliers und anderen Unternehmern aus der Branche. Die haben mich auch ganz vorzüglich untergebracht, im Wyndham Grand Hotel in der Nähe des Omonia Platzes beispielsweise. Dort kann man sich gleich auch davon überzeugen, dass die Behauptung unseres lustigen Außenministers, dass die Griechen eh kaum noch Flüchtlinge beherbergen, aber so was von an den Haaren herbeigezogen ist. Und im New Hotel beim Syntagma Platz kann man sehen, dass auch die angeblich ach so gewaltsamen Demos meist eher friedliche Pensionistenaufmärschen gleichen.
Egal. Die Griechen reißen sich den Kollos auf, hackeln was das Zeug hält, das neue, von der Stavros Niarchos Stiftung vorfinanzierte Opernhaus ist nicht nur das neue Maß aller Dinge, sondern auch noch rechtzeitig fertig geworden (Lieben Gruß nach Berlin an dieser Stelle übrigens). Á propos Flughafen: die profitabelsten griechischen hat sich gerade Fraport unter dem Titel Privatisierung zu mehr als günstigen Konditionen zuschanzen lassen während Griechenland selber die defizitären subventionieren darf. War der einzige Bieter, ist eine Aktiengesellschaft unter massgeblichem Einfluss der öffentlichen Hand, klandestiner Strippenzieher hinter den Kulissen ergo der Finanzminister.
Der Besitzer des prachtvollen Palastes am nebenstehenden Lichtbild arbeitet übrigens als Cargo Ground Manager auf jenem von Athen, dessen Gewinn übrigens in München landet, aber das nur ganz nebenbei. Seinen Spitznamen Rusty George hat er sich verdient, weil er als Motorrad Customizer einem ganz besonderen Stil huldigt. Geld verlangt er mittlerweile nicht mehr für seine Arbeit, das widerspricht seiner Philosophie. Typisch griechisch, könnte man sagen. Ja, eh, seinen Lebensunterhalt verdient er mit klassischer Fronarbeit, aber wenn die erledigt ist, kommen die Freunde. Und dann wird gemeinsam an den Bikes gebastelt, gegrillt und dem Raki von der Tante zugesprochen. Und, neidisch, Herr Finanzminister?
à propos: http://www.coolrides.at/athen-travel-customizing-mechanakia/