Der Anflug auf Ioannina gestaltet sich spektakulär wie fast immer bei griechischen Regionalflughäfen. Tief über den Dächern der Stadt, sogar die aktuellen Sonderangebote im Supermarkt Sklavenitis meint man zu erkennen. Nur bei der Wasserfläche neben der Piste handelt es sich hier nicht ums Meer sondern um einen See, die vermeintliche Akropolis ist die Burg des Ali Pasha. Der Sohn des Veli Pascha von Delvina hat, nach einer Karriere als Kopf einer Diebsbande, 1787 ebendiese an den Sultan verraten der ihn dafür zum Paschalik von Trikala und ein Jahr darauf auch von Ioannina machte. Ali Pascha dankte es ihm, indem er ein paar Tausend christliche Aufständische niedermetzeln ließ, erhielt dafür von der Hohen Pforte den Ehrentitel Aslan, der Löwe, emanzipierte sich dann allerdings zusehends und regierte ab 1807 de facto unabhängig sein Reich zwischen Südalbanien, Thessalien und Makedonien.
Während er den meisten Griechen als blutrünstiger Gehilfe der Türken gilt halten die Epirioten große Stücke auf ihn. Nicht nur, weil er mit der griechischen Unabhängigkeitsbewegung sympathisierte, sondern auch den Bewohnern der Gegend lediglich eine geringe Kopfsteuer aufbrummte und ansonsten weitgehende Erwerbsfreiheit ließ. Hat man sich erst mal von der fruchtbaren Ebene rund um den See in die Berge hochgearbeitet versteht man auch woher seine Großzügigkeit gerührt haben mag. Das nur schwer zugängliche Gebiet zwischen den Gebirgszügen des Pindus hat er wohl als kaum kontrollierbar erkannt, die Zagoro Choria, Dörfer hinter den Bergen, nennt man das Gebiet von Alters her, nicht ohne Grund, wie man unschwer erkennt.
Liegt schon Ioannina vor unerwünschtem Besuch vom der Küste geschützt in einem Kessel geht es von dort noch zwei mal um die Ecke in die Berge, durch einen Syphon quasi, entlang plätschernder Flüsse. Der Aoös ist der längste von ihnen, was die Griechen nicht gelten lassen, immerhin wechselt er schon nach 80 Kilometern seine Nationalität. Gespeist wird er vom Voidomatis oder Vikos Fluss, der ist wohl der spektakulärste, sein Tal gilt als tiefste Schlucht der Welt, zumindest in seiner Spielklasse, über einen Kilometer unterhalb des Plateaus gurgelt der Fluss. Dementsprechend atemberaubend gestaltet sich eine Befahrung mit dem Schlauchboot, eine Attraktion der Einheimische schon seit Jahren frönen, die Zagoro Choria sind bei den von Hitze geplagten Hellenen ein ausgesprochen beliebtes Urlaubsziel zwecks Sommerfrische. Besonders frisch ist es natürlich wenn man beim raften kurz anlegt um sich in den Fluten abzukühlen. Den Landeplatz inspiziert der Guide allerdings schnell noch bevor seine Passagiere ans Ufer dürfen. Die Abgeschiedenheit wissen nämlich nicht nur Touristen zu schätzen, alle paar Jahre bringt auch eine Bärin ihren Jungen hier das Schwimmen bei, der sollte man besser den Vortritt lassen.
Wenn´s ums Schwimmen geht gibt es ohnehin genügend Alternativen, etwa in den aufgestauten Rogkovo Becken, Vassily Katsoupas war hier schon als Kind baden bevor er vor über 30 Jahren nach Kanada ging, Umweltwissenschaften studierte und seine Liebe zu Pilzen entdeckte. Insbesondere die essbaren haben es ihm angetan, passt zum heimatlichen Klima, seit ein paar Jahren ist er also wieder da und verwandelt in seinem „Kanela&Garyfallo Mushroom Restaurant“ verschiedenste Mycelen aus eigener Produktion in fantastisch fantasievolle Gerichte. So zaubert er aus frischen Eierschwammerln nicht nur ein überraschendes Desert sondern serviert auch den passenden Likör dazu. Oder aber einen Schaumwein aus der autochthonen Debina Traube von der Cooperative von Zitsa. Zu Steinpilzgerichten gibt´s natürlich einen Roten, etwa den indigenen Vlahiko aus Metsovo, der wächst dort auf den höchsten Rieden Europas.
Man ist aber auch in weniger als einer Stunde genau dort, wo im Sommer eigentlich Alle hinwollen, nämlich am Meer. Zum Beispiel in Sivota, wo auch anspruchsvolle Gäste auf ihre Rechnung kommen, vom eigenen Pool die Sonne hinter Korfu versinken sehen können, oder in Parga im romantischen Hafen die abendliche Volta genießen. Wem das nicht maritim genug ist der sucht sich am Besten an der Mole sein Lieblingsschinakkel aus und lässt sich nach Paxos schippern. Auf dem Weg dorthin läuft der Kapetanos gerne die eine oder andere Bucht an, lässt seinen Kahn in eine der zahlreichen Höhlen gleiten, der Rumpf scheint dann auf dem strahlenden Blau zu schweben, welches die Reflexionen der Sonne am weißen Kalkstein produzieren. Und nach einem erfrischenden Bad legt das Schiff dann vielleicht noch in Gaios an, der Hauptstadt der Insel, gleich neben den Fischern. Dann muss man nur noch den zahlreich anwesenden Italienern folgen, die kommen vor Allem im August zahlreich hierher, und wissen ganz genau, wo sie den besten Fisch bekommen!
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, +431512531700
www.visitgreece.gr
ANREISE
Aegean fliegt täglich von Wien nach Athen und als Olympic mehrmals täglich weiter nach Ioannina. Bei klug gewählter Verbindung geht sich sogar ein Besuch bei der Dokumenta aus! www.aegean.com
WOHNEN
Im Bergdorf Aristi findet man Unterkunft jeden Qualitätslevels, nicht nur geographisch ganz oben rangiert das Aristi Mountain Resort das von Kochklassen bis zu Photokursen auch ein reichhaltiges Freizeitprogramm im Angebot hat. www.aristi.eu
AKTIVITÄTEN
Im Zagori Excellence Network haben sich ein paar Unternehmen organisiert, welche ihren Schwerpunkt auf Qualitätstourismus legen. Von der Unterkunft über Gastronomie bis zu Rafting und Schitouren reicht das sensible Programm. www.z-e-n.gr