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terroire, tradition, innovative töne

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ptuj – blick von der burg zum draustausee

Viele kennen Ptuj nur als jenen Ort, bei dem auf dem Weg weiter in den Süden der Stau vor der Kroatischen Grenze beginnt. Vielleicht hat man auch noch die Burg aus der Ferne gesehen, wirklich besucht haben den Ort die Wenigsten. Was schade ist, die kleine Stadt kann nämlich wesentlich mehr bieten, als man auf Grund ihrer Größe erwarten würde. In etwa 16000 Menschen leben in der Stadt, so wenige waren es in der langen Geschichte der Stadt nur selten, und auch Mladen Delin war schon drauf und dran, sein Heil in der Flucht zu suchen. Als Elektriker wäre er beinahe auf die Suche nach gut bezahlten Jobs gegangen, als er die Musik entdeckte. Und diese ihn, das heisst jene Lehrer, die ihn als ersten Schüler überhaupt zur Musikuni Laibach zuliessen, der ohne jede einschlägige Vorbildung aufgenommen wurde. Seine eigentliche Bestimmung hat er dann vor 10 Jahren gefunden, als er nämlich erstmals das Arsana Musik Festival in seiner Heimatstadt veranstaltete.

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arsana music festival

Dass bei diesem Künsteler aus aller Welt auf die Slowenische Creme de la Creme treffen liegt an Mladens unstillbarer Neugier, reflektiert aber auch sehr gut den genius loci, immerhin war Ptuj schon in vorrömischer Zeit Rast- und Handelplatz an der Bernsteinstrasse. Die Römer haben dann, wie es ihre Art war, Poetovio an ihr Straßennetz angeschlossen, eine Brücke über die Drau geschlagen, und zur Legionsstadt ausgebaut. Mindestens 40.000 Einwohner zählte man da, genug also, um eine würdige Kulisse für die Krönung Vespasians zum Kaiser abzugeben. Dies dürfte Peter Srpcics Lieblingsepoche sein, die Replik eines römischen Caesarenoutfits in seinem Büro deutet darauf hin. Die Büste daneben dürfte den guten alten Tito darstellen, etwas überraschend für den Direktor des Stadttheaters, die zahllosen Auszeichnungen, vom besten Theater Sloweniens, „sowohl von der Kritik wie auch vom Publikum verliehen“, wie Peter betont, bis zu solchen von internationalen Festivals illustrieren seinen beruflichen Stellenwert. Mindestens genau so stolz ist er aber auf die lange Geschichte seiner Heimatstadt, direkt vor seinem Theater steht mit dem Orpheus Monument ein gut fünf Meter hohes Memento erstens an Marcus Valerius Verus, einer der Duumviren des zweiten Jahrhunderts, sowie des Reichtums der Stadt zu jener Zeit. Weil: einen derart massiven Marmorblock hierher zu transportieren und feinst bearbeiten zu lassen war sonst in Provinzstädten weit draussen in Pannonien eher unüblich.

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orpheus stele

Transportieren gehörte aber jederzeit zu den Spezialitäten Ptujs. Stolz präsentiert Franc Brodnjak einige der, nun ja, kleineren Holzfässer im schier endlosen städtischen Weinkeller, sie fassen „nur“ 8000 Liter, waren ursprünglich auf Eisenbahnwagons montiert und dienten dem Transport aus ganz Jugoslawien ins als Exportlager fungierenden Keller von Ptuj. Nachdem sich Slowenien, erfreulich schnell und schmerzlos, aus dem Staatenbund verabschiedet hatte und die Restrepubliken sich mit ihrem Sezessionskrieg beschäftigten und ergo kein Nachschub zu erwarten war hat man sich auf die Erzeugung regionaler Qualitätsweine konzentriert. Und mit Bojan Kobal einen genialen Önologen gefunden, der die Pettauer Pullus Weine zum international prämierten Begriff gemacht hat. Und sich bald darauf selbstständig, im ältesten Profanbau der Stadt in der Prešernova ulica, einst Herrengasse, hält er nun in seiner Vinoteka die eigenen Weine zum Kosten feil. Natürlich kann man sie auch kaufen, bei manchen muss man allerdings schnell sein, „kaum dass ich den halbsüßen Blaufränkisch Spumante abgefüllt habe, ist er auch schon ausverkauft“, erzählt er über jene Spezialität, die er, so man vor Mittag hereinschneit, gerne als Frühstückstropfen empfiehlt.

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städtischer weinkeller

Herrengasse hiess die Prešernova übrigens im Volksmund bis weit ins 20. Jahrhundert, noch in den neunzehnhundertzwanziger Jahren war die Bevölkerung der Innenstadt zu 90 Prozent deutschsprachig. Die „Pettauer Herren“ regierten die Region von der weithin sichtbaren Burg als Vertreter des Salzburger Erzbischofs, zu dessen Machtbereich auch die Untersteiermark vom neunten Jahrhundert an bis 1555 gehörte, als Ferdinand i. sie für die Habsburgermonarchie erwarb und endgültig dem Herzogtum Steiermark zuschlug. Was die Stellung Pettaus als wichtige Handelsstadt natürlich weiter festigte, die Trassierung der Südbahn Ende des neunzehnten Jahrhunderts weit nördlich an der Stadt vorbei hingegen hatte einen gegenteiligen Effekt und beendete die hervorragende Stellung Petovias beziehungsweise Pettaus. Ab dem ersten Weltkrieg beschäftigt man sich damit dem endlich slowenischen Ptuj seine eigene Identität abseits großer Imperien zu geben, nicht zuletzt mit kulturellen Initiativen, unter anderem einer ganzen Reihe von Festivals mit internationaler Beteiligung aber einem ganz besonderen regionalen Flair.

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burg pettau

Dazu gehört auch „Art Stays“, heuer mit Ausstellungen unter dem Motto „Fragile“, die wichtigste „Glasstress Ptuj Slovenia“, kuratiert von Koen Vanmechelen, zeigt in der Stadt Gallerie in Murano entstandene Glasarbeiten von Adriano Berengo sowie Ai Weiwei, Brigitte Kowanz, Vik Muniz, Erwin Wurm und einigen anderen Stars der Szene. Neben ettlichen anderen Spielorten nutzt man auch das Kloster der Dominikaner, wobei hier eine fragile Wollarbeit der Isländerin Rósa Sigrún auf der ehemaligen Orgelempore der Stiftskirche heraussticht. Ende August kommen bei den „Days of Poetry and Wine“ dann die Anhänger von Homers Credo „kein Gedicht wurde je von einem Wassertrinker geschrieben“ auf ihre Rechnung, Austragungsort ist wieder der Platz vor dem MuziKafé des Dom Kulture, auch so ein Ort, an dem sich Menschen, Kunstwerke und Einrichtungsgegenstände aus aller Welt ein Stelldichein geben.

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dominikaner kloster

Geanu wie im Hof des Minoritenklosters, wo vergangenen Freitag mit einem atemberaubenden Konzert der a-capella-Band Naturally 7 das Artisana World Music Festival eröffne wurde. „Die habe ich einst persönlich in New York kennengelernt und eingeladen! Bei dem begrenzten Budget, über das wir verfügen sind wir auf persönliche Beziehungen angewiesen, sonst würden wir solche Künstler wie die 7 schwarzen Stimmkünstler wohl kaum in unsere kleine Stadt locken können!“ Mag schon sein, Ptuj ist klein, fühlt sich aber wie eine Metropole an. Und wenn dann, wie am darauf folgenden Samsatg, ein Best-Of slowenischer Musiker auftritt und Lieder mit Texten des berühmten zeitgenössischen einheimischen Poeten Rok Vilcnik zum Besten gibt erkennt man staunend, wieviel kreatives Potential in diesem zweieinhalb-Millionen-Volk steckt. Offensichtlich verfügt Slowenien nicht nurin Sachen Wein über fruchtbaren Boden, selbst wenn die Leadsängerin von der Bühne herab das beeindruckend zahlreich erschienene Pubikum auffordert, den Refrain mitzusingen hört man nicht den kleinsten falschen Ton. Sollte man sich gönnen, dieses Vergnügen, ist ja nicht weit, ein Bisserl über zwei Stunden mit dem Auto von Wien aus, immer genau nach Süden. Kommenden Donnerstag steht übrigens Mladen Delin persönlich mit seiner Vox Arsana auf der Bühne, am Freitag mit Cubismo ein kroatisch-slowenisch-kubanisches Dance-fusion-Jazz Ensemble, den Abschluss bestreitet Samstags local hero Magnifico, der mit seinen Hits seit drei Jahrzehnten nicht nur in Slowenien Fans in tausend Konzerte gelockt hat.

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arsana festival im minorittenkloster

http://www.festivalarsana.com

http://www.ptuj.info

 

WOHNEN

Das Hotel Mitra in der Herrengasse ist zweifelsohne das erste Haus am Platz. Peter Vesenjak, Eigentümer und Direktor des Hauses, hat es nicht nur einfühlsam renoviert und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, den Namen hat er als Referenz an den Mitras-Kult gewählt – auch was den anlangt hat Ptuj nämlich seine eigene, lange Geschichte.

http://www.hotel-mitra.si

 

ESSEN

Die Gostilna Ribic bietet nicht nur die schönste Terrasse der Stadt direkt am Drauufer, der Location entsprechend serviert man auch feine Fischgerichte. Der Tradition und dem Terroire verpflichtet, dennoch innovativ, ein Aushängeschild der Slowenischen Küche!

Gostilna Ribic, Dravska ulica 9, Ptuj 2250, Slowenien , +386 2 749 06 35

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Dieser Beitrag wurde am 2018/09/22 um 08:00 veröffentlicht. Er wurde unter DIE PRESSE, ptuj, slowenien, stajerska, Uncategorized abgelegt und ist mit , , , , , , , , , , , , , , getaggt. Lesezeichen hinzufügen für Permanentlink. Folge allen Kommentaren hier mit dem RSS-Feed für diesen Beitrag.

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