Mit 400 PS und 7 Gängen zur Gourmetreise auszurücken mag verrückt klingen, macht jedoch auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Erstens bietet auch ein anständiges Degustationsmenu zumindest sieben Gänge, und zweitens will man sich ja Zeit lassen, beim genießen, Slow Food ist in aller Munde. Und um auf der Via Culinaria nicht unnötig Zeit liegen zu lassen, greift man sich halt einen feinen Porsche, öffnet gegebenenfalls das Dach, und überwindet genußvoll die Etappen jener Routen, die einem der Genußführer des Salzburger Fremdenverkehrsamtes nahelegt. Und davon gibt es, erraten, zufällig auch wieder sieben!
Via Appia, Via Veneto, Via Dolorosa, alles schon mal gehört, man ist ja umfassend gebildet, aber was, bitte, ist die Via Culinaria, höre ich Sie jetzt Grübeln. Ganz einfach, diesee Weg führt zu einer großartigen Idee der Salzburger Tourismusprofis, die haben nämlich einfach die ersten Adressen für ernsthafte Hedonisten gesammelt, in appetitliche Häppchen aufgeteilt, und die nötigen Informationen in einem handlichen Guide zusammengefaßt. Wie gesagt, sieben an der Zahl, thematisch zusammengefaßt in Genußwege für: Feinspitze, Fischfreunde, Naschkatzen, Käsefreaks, Fleischtiger, Schnappsdrosseln und Bierfreunde, sowie, etwas gemütlicher, für Hüttenhocker.
Der Wiener hat sich jedoch für Sie, werter anspruchsvoller Leser, geschätzte schnelle Leserin, schnell in einen Porsche gehockt, um möglichst umfassend Einschau zu halten, und ihnen einen rasanten Überblick zu verschaffen. Und nicht neidig sein, wenn Sie keinen solchen Schlitten ihr eigen nennen, den kann man nämlich tatsächlich zu den Pauschalangeboten unterschiedlicher Dauer und Preisklasse dazubestellen, nur muß man schnell sein, und ihn rechtzeitig buchen, aber das paßt ja ohnedies bestens zum Produkt.
Mit dem Genießen beginnen wir gleich mal in der Stadt, das haben die Salzburger auch immer gerne so gehalten, zum Beispiel mit einem kleinen Frühschoppen, bevorzugt in der Brauerei Stiegl, und das nachweislich schon seit 1492, da mußten die Bayern noch zwanzig Jahre auf ihr geliebtes Reinheitsgebot warten, im `Prewhaws bey der Stiegn´ hat man damals auch nichts anderes vermaischt, als die berühmten vier Grundelemente des bayrischen Periodensystems, und dazu das herrliche Wasser vom Untersberg, welches man bis zum heutigen Tag unbehandelt zum Brauen verwenden kann.
Klares Wasser lieben auch unsere schuppigen Freunde, denen ich persönlich besonders gerne in ihrem gegarten Aggregatzustand begegne. Sehr schön anzuschauen sind jedoch auch jene glücklichen Exemplare, die in einem kristallklaren Fischteich im Schatten der Hellbrunner Schloßallee ihrer Bestimmung harren. Dort schießt nicht nur die frohe Bachforelle in schneller Eil´ durch´s helle Bächlein des Almkanals, auch der soignierte Stör stöbert am steinigen Grund nach Futter. Wenn er dann ausgewachsen erscheint, nimmt ihn sich Züchter Walter Grüll mittels Kescher zur Brust, und unterzieht ihn einer Ultraschalluntersuchung. So stellt er fest, ob´s ein Weibchen ist, und wieviel Kaviar er in Kürze ernten wird. Nicht uninteressant, ein Kilo von jenem der Albinovariante kann bis zu vierzigtausend Euro einbringen.
Was natürlich auch bedeutet, daß sich unsereiner so wohl nie satt essen wird können. Also ab in den Süden, in Golling beim Döllerer eingekehrt, und im Wirtshaus von Patron Andreas was feines aus der Gegend auftischen lassen, Tauernlammhaxerl zum Beispiel, so zart, daß es einem buchstäblich auf der Zunge zergeht. Und nach dem Essen? Ein Schnapserl, genau! Aber nicht hier, bin ja nicht zum Spaß unterwegs, muß ja noch ein paar Adressen abchecken. Zum Beispiel jene von Sigi Herzog, einem der meistdekorierten Brenner Österreichs, und er residiert drüben im Steinernen Meer nahe Saalfelden, also Segel setzen, volle Kraft voraus über Goldegg, Dientner Sattel und Hochkönig in den Pinzgau.
Wozu der 911er sieben Gänge hat, weiß ich nicht, schon in der Zweiten muß man um seine Fahrerlaubnis bangen, was es mit dem lustigen Knopferl, welches ein Auspuffpiktogramm mit Soundsymbolen ziert, auf sich hat, ist hingegen schnell geklärt. In den engen Schluchten der Salzach röhrt der Porsche beim Beschleunigen wie ein brünftiger Hirsch, um sich beim Runterschalten dank elektronisch induzierter Zwischengasstößen scheinbar selbst zum Abschuß freizugeben. Schnell ist so Herzogs vierhundert Jahre alter Keilnbauernhof erreicht, im Sonnenuntergang knistert sich der Motor langsam wieder kühl, und der stechende Geruch heißen Gummis macht den fruchtigen Aromen gebrannter Früchte Platz. Heute waren das eindeutig heimische Zwetschgen, gestern wohl die duftenden Salzburger Birnen, wovon der betörende Duft im Lager zeugt. Unten im Keller reift einstweilen der Almkäse, dessen Qualität Sigis Gattin Martina zu neuen Höhen treibt, und welchen man auch hemmungslos verkosten kann, ohne seine Verkehrstauglichkeit vollends zu versammeln.
Dabei würde der Wagen jetzt fast alleine heim finden, wenn er nur ein Gaul wäre! Denn ganz in der Nähe findet man im Schloß Prielau nicht nur Quartier und Kost, das alte Gemäuer diente auch der Familie Porsche bis vor kurzem als Stammsitz, und ist dadurch auch so etws wie der Heimatstall meines 911ers. Der findet sich dann am Parkplatz auch in guter Gesellschaft wieder, während ich mir von Andreas Mayer ein aromatisches, kunstvoll komponiertes Sieben-Gang-Manü auftischen lasse. Und danach sieben feine Brände vom Herzog, die hat man hier immer vorrätig, weil nur das Beste gut genug ist. Der fürsorgliche Consierge vom Schloßhotel geleitet mich hernach in mein Zimmer in der Bel Etage, beim Durchschreiten der Meterdicken Gemäuer läßt er mich noch wissen, daß diese aus dem Jahre 1492 stammen. Nicht verwunderlich also, da die Salzburger etwas von Genuß und Gastfreundschaft verstehen, sie üben ja schon lange genug.
http://www.salzburgerland.com/de/kulinarik/via-culinaria/7-genusswege.html